Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1971) (71)

über einen an der Fassade angebrachten Laubengang22 war das erste Obergeschoss zu erreichen. Ursprünglich dürfte auch das zweite Ober- geschoss einen einzigen Raum gebildet haben. Von Anfang an bestan- den hier gegen die Strasse hin die weitesten Fensteröffnungen. Eine davon, das zweimal verlegte und modernisierte nachmalige Stuben- fenster, besass ursprünglich eine mit Brettern ausgekleidete Sitznische, wodurch der Gebrauch des Hauses als Wohnbau (nicht als Speicher- haus) genügend belegt sein dürfte. Mauertechnik und Fensterformen legen eine Datierung des Hauses ins 13. oder eher ins 14. Jh. nahe. Die Form des Turmhauses ist im Lande noch zweimal nachzuweisen. Bis 1873 stand in Vaduz der auf quadratischem Grundriss errichtete «Tschaggaturm»23, ursprünglich wohl gaugräflicher, dann werdenbergi- scher Verwaltungsmittelpunkt. Das 1862/63 umgebaute Pfarrhaus von Eschen ein turmartiges Haus, war, wie sich bei einer Untersuchung durch Georg Malin im Jahre 1971 ergab, viergeschossig. Nach der geschichtlichen Lage könnte der Bau vom Kloster Pfäfers aus errichtet worden sein. —• Die Turmhäuser im Fürstentum Liechtenstein erschei- nen wie Ableger jener im Bündnerland verbreiteten Bauten, über die Chr. Simonett zuletzt gearbeitet hat24. Solche Türme sind aber als feste Häuser von Grundbesitzern und vornehmen Familien weitverbreitet. In grösserer Zahl sind sie noch vorhanden oder nachgewiesen in Grau- bünden, Wallis (Salzturm in Brig, 13./14. Jh., abgebrochen 1970), Tessin und in der ganzen Innerschweiz. Als wichtigste Resultate halten wir fest: St. Peter in Mäls ist nicht eine frühmittelalterliche Pfarrkirche, son- dern eine Privatkapelle aus gotischer Zeit. Turmhaus und Kapelle bil- den eine Einheit; sie mögen ungefähr gleichzeitig entstanden sein. Man darf vermuten, dass sie das Zentrum eines bedeutenden (geistli- chen ?) Grundbesitzes bildeten. 22 Balkenlöcher im Mauerwerk erhalten. 23 Poeschel, KDM FL, 171 f. 24 Die Bauernhäuser des Kantons Graubünden, Bd. 1, Basel 1965. Anschrift des Verfassers: PD Dr. H. R. Sennhauser «Leuen» 8437 Zurzach 27
	        

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