Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1971) (71)

Ein ganz neues Verhältnis der Raumteile wurde durch die Errich- tung des spätgotischen Chores geschaffen: Der flachgedeckte Eingangs- raum wurde nun zur Vorhalle,das ehemalige Chor mit seinem Kreuz- rippengewölbe bildete das Schiff der neuen Kapelle, und die räumliche Einheit zwischen Schiff und Chor wurde durch die gleichartige Gewöl- bebehandlung erreicht. Zeichnerische Versuche ergaben, dass man sich das Gewölbe im Chor am ehesten ähnlich demjenigen in der ehemaligen St. Florinus- kapelle von Vaduz vorzustellen hat: Die Rippen laufen aus den sechs Ecken auf einen zentralen Schlußstein hin. Eine einfache Gewölbeform, die sich auch mit dem vierteiligen Kreuzrippengewölbe beim bisherigen Chor, dem nunmehrigen Laienschiff, gut verträgt. Bereits dieser spätgotischen Bauperiode, die den Choranbau brachte, dürfte eine Aufhöhung der ganzen Kapelle um 30 cm entsprechen. Das Steinplattendach wurde nun wahrscheinlich durch ein Ziegeldach er- setzt19, und die Glocke war vielleicht jetzt in einem Dachreiter unter- gebracht. Möglicherweise wurde nun auch der Haupteingang in die Nordfront verlegt; Rötelinschriften «in noch gotisierendem Ductus» (Poeschel) auf der Vermauerung der Strassen-seitigen Türe dürften noch dem 16. Jh. entstammen. Als die Türe vermauert wurde, brachte man in der Nische einen Opferstock an, der vielleicht aus einem älteren Stein gehauen ist.20 Anbau des Turmes und Einwölbung des Schiffes Der Turm ist sicher nicht gleichzeitig mit dem Chor, sondern erst in einer späteren Etappe errichtet worden. Uber den Zeitpunkt seiner Errichtung gibt vielleicht das Datum der grösseren Glocke Auskunft. Die Glockeninschrift lautet: «JESUS. NAZARENUS. REX. JUDIORUM. 1587.» Das Erdgeschoss des Turmes war ursprünglich mit einem Kreuz- gratgewölbe überdeckt. Es war vom Kirchenchor her zugänglich und diente offenbar als Sakristei. Nach Norden und Süden, vielleicht auch 19 Gemauerte Pfettenlager auf der ursprünglichen Mauerkrone. Abstand der Lager. 20 Merkwürdigerweise entspricht seine Gesamtbreite ungefähr der Breite des Schwibbogens zwischen Chorraum und «Schiff» im ersten Gebäude. Den- noch wage ich nicht, seine Zugehörigkeit zum Bogen auch nur als möglich darzustellen; der Querschnitt wäre zu ungewöhnlich gewesen. 23
	        

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