Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1971) (71)

unwahrscheinlich, zumal unterhalb von Masescha ein breiter geschlos- sener Waldgürtel den Berg umzieht und man sich nicht denken kann, wie eine Feldmaus; die wohl niemals durch Hochwald wandert, über- haupt nach Masescha gelangen könnte. Dagegen erscheint in früheren Jahren, in einer Zeit, als die Wege noch schlechter waren und somit auch breite, nicht gemähte Raine be- sassen, es durchaus möglich, dass die Feldmäuse solche zusagenden Biotope an Strassenrändern entlang wanderten und so auf die ober- halb des Waldes liegenden Mähwiesen gelangten. Dass so etwas grundsätzlich möglich ist, haben Kratochvil und Pelikan 1955 in der Hohen Tatra bewiesen. Durch solche nach oben gewanderte Tiere konnte sich dann bei Masescha eine kleine Kolonie etablieren. Es ist demnach also nicht so, dass die Liechtensteiner Feld- mäuse schon eine solch starke Anpassung an die feuchten Biotope des Rheintales erfahren haben, wie v. Lehmann in seiner Monographie ver- mutete, dass in frühen Jahren eine Auswanderung auf die hochliegen- den Mähwiesen nicht noch möglich gewesen wäre. Dafür, dass sich in Masescha schon längere Zeit Feldmäuse befin- den, sprechen auch die Veränderungen des Schädels (Prognatie), wenn auch einschränkend gesagt werden muss, dass Microtus eine ausser- ordentlich starke individuelle Variabilität zeigt, und dass die Abwei- chungen des Maseschaer Schädels nur Ausdruck einer solchen indivi- duellen Differenzierung sein könnten, obwohl keines (!) der Rheintal- tiere eine solche Abweichung zeigt. Auf der anderen Seite ist es aber bekannt, dass Microtus arvalis im Stande ist, in kleinen Populationen sehr schnell bestimmte Lokalformen herauszubilden, bedingt durch Massenvermehrung, Bestandszusammen- bruch und damit hohen Selektionsdruck und dass die Prognatie im vor- liegenden Fall Ergebnis einer solchen, hier in dieser Höhe (1260 m) sicher starken, Selektion ist. Die Prognatie stellt eine Anpassung an die Grabtätigkeit im harten Boden dar, wie das Beispiel von rufescentefus- cus zeigt Es muss weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben, zu zeigen, dass tatsächlich alle Tiere in Masescha diese Veränderung im Schädel- skelett zeigen, um damit zu beweisen, dass dort schon etliche Jahre Feldmäuse leben. 188
	        

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