Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1971) (71)

16. Jh. erwähnten Malereien samt dem Verputz gänzlich beseitigt und durch einen neuen, glatten und hart wirkenden Zementverputz ersetzt worden sind. Scharfe Grate und steile Kappen, dazu ein unangenehm tiefer Sitz des Gewölbes und ein Fenster, dessen Gewände in den Ge- wölbeansatz überging, wirkten ungewohnt. Die der Wand angeklebten Gewölbeansätze hatten sich von der Wand gelöst; bevor wir wussten, dass die Gewölbekappen fest auf älteren Schildbogen sassen, schien uns ihr Zustand bedrohlich. Hinzu kam der Zweifel an der von Poeschel vorgeschlagenen Datierung ins frühe 16. Jh. Für die Beseitigung des Gewölbes sprach vor allem der scheinbar bedrohliche Mangel an Auf- lager. Während des Abbruchs und nachher ergaben sich folgende Fest- stellungen: Das Gewölbe war mit Kalk vermörtelt; es stammte sicher nicht aus der zweiten Hälfte des 19. oder aus dem 20. Jh. Zudem war seine Konstruktion an den Wänden mit Rötel vorgezeichnet, was auf eine Entstehung im 16. bis 18 Jh. hinweist. Zwar hingen die Gewölbe- ansätze tatsächlich in der Luft und waren der Wand vorgeklebt, aber die Kappen ruhten im südlichen Teil des Schiffes auf älteren Schild- bogen, im nördlichen auf einem horizontalen Mauerrücksprung. Aus Gründen der Erhaltung hätte das Gewölbe nicht beseitigt werden müssen6. Die Untersuchung der Wände ergab folgendes Resultat: Anders als Poeschel angenommen hatte, besass die Kapelle nie einen offenen Dachstuhl, sondern ursprünglich im südlichen Teil ein quadratisches kreuzgratgewölbtes Kompartiment, im Norden eine flach- gedeckte Eingangspartie. Die beiden Raumteile waren durch einen Bo- gen getrennt, der auf einer Wandkonsole ansetzte oder unvermittelt aus der Wand wuchs: Über die Form des Bogens zwischen den beiden Raumteilen wurde nichts bekannt; er dürfte rechteckigen Querschnitt 6 Dieser merkwürdige Umstand war nicht vorauszusehen, und es erwies sich erneut, dass Bauuntersuchungen nur durchgeführt werden können, wenn ein erfahrener örtlicher Leiter ganztägig anwesend ist. In diesem Fall wäre das Gewölbe zuerst von seinem modernen Zementverputz be- freit worden. Möglicherweise hätte sich dann gezeigt, dass seine Kappen an den Seitenwänden fest auf älteren Bogen ruhten. Vielleicht wäre so das alte Gewölbe vor der Zerstörung bewahrt worden. Es hätte dann aller- dings das merkwürdige Missverhältnis zwischen dem drückenden Gewölbe im Schiff und dem flachgedeckten Chor, das sein Gewölbe im 19. Jh. ver- loren hatte, weiterbestanden. 15
	        

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