Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1971) (71)

Auf der Landtagssitzung vom 19. Dezember gelangte die Angelegen- heit zur Verhandlung. Regierungschef Frick schlug im Namen der Re- gierung die Übernahme der Auswanderungsspesen vor. Der Vorschlag wurde angenommen, und der Landtag bewilligte dafür einen ausser- ordentlichen Kredit.1 Aus welcher Einstellung heraus die Mittel für die Flüchtlinge gegeben wurden, charakterisiert der Ausspruch des Regie- rungschefs vom 29. März des gleichen Jahres: «Ich habe nie gefragt, ob das Land dieses Geld wiederbekommt.» Am 6. Juni 1947 konnte der Regierungschef dem Landtage mitteilen, dass Visa für die Internierten eingetroffen seien und in wenigen Wo- chen der erste Transport über Genua nach Argentinien abgehen könne. Einige Internierte hätten jedoch erklärt, sie wollten nicht fort. Sie könn- ten aber nicht in Liechtenstein weiter bleiben, denn es sei beabsichtigt, nachdem die Auswanderer abgereist seien, das Lager aufzuheben. Nach diesem Zeitpunkt werde kein Asyl mehr gewährt. Zu erwähnen wäre, dass zu Beginn des Jahres 1947 eine gewisse Absonderung zwischen einem Teil der ukrainischen und russischen Internierten erfolgte. Eine Gruppe Ukrainer wünschte unter eigener Führung gesondert von den Russen auszuwandern. In der Zeit zwischen dem 9. 8. 1947 bis zum 20. 2. 1948 reisten dann 100 Internierte in mehreren Gruppen nach Argentinien ab.2 Am 22. September 1947 hatte Holmston im «Waldhotel» in Vaduz eine kleine Abschiedsfeier veranstaltet, zu der führende Persönlichkei- ten der Behörden und der Regierung erschienen waren. Bei dieser Ge- legenheit und in einem Schreiben einige Wochen später an den Regie- rungschef dankte er herzlich für alles, was in den zweieinhalb Jahren in Liechtenstein für die Flüchtlinge getan worden war. Am 1. Oktober reiste auch er mit seiner Gattin ab. Mit General Holmston verliess nach zweieinhalbjähriger Anwesenheit ein Mann die Bühne des Geschehens in Liechtenstein, der im praktischen Leben voller Initiative und Wen- digkeit war, aber an seinen politischen Erkenntnissen konsequent fest- hielt. Er hatte auch bewiesen, dass er in kritischen Lagen den Überblick nicht verlor und bis zuletzt seinen ehemaligen Offizieren und Soldaten gegenüber verantwortungsbewusst und hilfsbereit blieb. Wie seine spä- 1 LRA, Protokoll der Landtagssitzung v. 19. Dez. 1946. 2 LRA, Nr. 230/43, «Russ. Internierte», Liste der Abgereisten. 95
	        

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