Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

flikt zwischen Militär, Volk und Regierung vermieden werden konnte. Dass Liechtenstein seine Bundespflichten in keiner Weise erfüllte, fiel daneben umso weniger ins Gewicht, als der Bund selber im Umbruch stand. * Wenn die Revolution in Liechtenstein im Vergleich zu andern Staa- ten so glimpflich verlaufen war, so lag dies vornehmlich in der zielbe- wussten, gemässigt-disziplinierten Politik der Ausschüsse sowie in der eher trägen politischen Einstellung der ländlichen Bevölkerung einer- seits und in der aufgeschlossenen Haltung des Fürsten wie besonders in dem diplomatischen, nachsichtigen Verhalten Menzingers167 ande- rerseits begründet. Die im folgenden Frühjahr nochmals aufflackernde Revolution in Süddeutschland berührte Liechtenstein denn auch nicht mehr. Wie überall in Deutschland hatte die Bewegung auch in Liechten- stein gesiegt und ihre Ziele im Grundsätzlichen erreicht. Der Absolutis- mus war überwunden, theoretisch der Eintritt in den Konstitutionalis- mus bereits vollzogen. An Konkretem freilich war noch wenig ge- schaffen. Aber das schien eine Frage von wenigen Monaten. Dafür waren sowohl der liechtensteinische Vertreter, der in Frankfurt an der deutschen Gesamtverfassung mitwirkte, als auch der bald ins Leben tretende Vertrauensausschuss, der mit der Landesverfassung die innere Neuordnung beraten sollte, sichere Garanten. Um diese beiden Pole kreiste das politische Hoffen der bisherigen Untertanen in den nächsten Monaten und Jahren. Diese zweite Phase der Revolution — ihre Verwirklichung auf ge- samtdeutscher wie liechtensteinischer Ebene — gilt es zu verfolgen. Während sie im Innern des Fürstentums, wo schon im Sommer 1848 die Verfassungsarbeit im neüen Geiste ihren Anfang nahm, der raschen Erfüllung zuzuschreiten schien, brachte sie auf gesamtdeutscher Ebene mehr Schwierigkeiten, als die Märzbegeisterung ermessen konnte, und zog schliesslich auch das liechtensteinische Werk wieder in Frage. 167 Auf dieses Verdienst Menzingers wies auch Peter Kaiser indirekt hin, Brief an die Landsleute, 25. Nov. 1848, LRA Schädler Akten 308; gedr. bei Kind, JBL 1905, S. 33, 34. 93
	        

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