Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

Partei, die in der Folgezeit einen starken Aufschwung nahm. Im Parla- ment verkündete er am 17. Juni 1891 das neue Programm: Die bis- herige Sozialgesetzgebung der Regierung sei entweder rein sanitäre Massregel oder spezielle Armenversorgung und daher unzureichend. Seine Partei wolle sich daher in erster Linie auf die sozialen Aufgaben konzentrieren. Der Arbeiterschaft, die durch Ausnahmsgesetze nur in die Hände der Sozialdemokratie getrieben werde, müsse durch Erhö- hung der Löhne eine Erhöhung des Lebensstandards ermöglicht wer- den. Durch «Arbeiterkammem» müsse ihnen das Recht der parlamen- tarischen Vertretung gewährt werden. Der Staat müsse die Löhne kon- trollieren, ebenso wie das Kreditwesen und die Börse etc. Lueger hat die Christlichsoziale Pertei dank seiner grossen Popu- larität in kurzer Zeit zu grossen Erfolgen geführt. Prinz Aloys ist ihm dabei getreulich zur Seite gestanden. Es ist auch weitgehend sein Ver- dienst, dass sich die Partei von .einer lokalen Wiener Soziälbewegung zu einer Reichspartei entwickelte. Liechtensteins Name steht unter dem ersten Parteiprogramm. Er vertritt im Parlament den Standpunkt seiner Partei zur Wahl Luegers zum Bürgermeister von Wien, den die Regie- rung vergeblich verhindern will. Er tritt schliesslich 1896 nachdrücklich im Parlament für das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht ein. 1906 nach dem grossen Wahlsieg der Christlich-Sozialen wird Prinz Aloys zum Landmarschall von Niederösterreich gewählt, eine Stellung, die dem derzeitigen Landeshauptmann entspricht. Die Krönung seines Lebenswerkes ist es aber wohl, den parlamen- tarischen Zusammenschluss seiner alten, der Konservativen Partei, achtzehn Jahre nach seinem Austritt, mit der Christlichsozialen Partei zustande zu bringen. Es war daher die Erfüllung einer Dankespflicht, dass die Christlichsoziale Partei im Jahre 1910, nach dem Tode ihres grossen-Führers Karl Lueger, Prinz Liechtenstein zu dessen Nachfolger wählte. Gerade an diesem Höhepunkt seines Lebens traf den 64-jährigen Prinzen eine schwere Krankheit, sodass jüngere Kräfte das Schicksal seiner Partei in Hinkunft bestimmten. Die Christlichsozialen erlebten in den Wahlen 1911 einen Rückschlag und Prinz Liechtenstein verlor sein Parlamentsmandat. Durch seine Krankheit schwer behindert, trat Liechtenstein von da an nur noch als Mitglied des Herrenhauses und in zahlreichen Zeitungs-Artikeln schriftstellerisch hervor. Aus der akti- 521
	        

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