Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

Im Verlaufe des Monats Mai bewachte der Obristhauptmann Schmid mit seiner Miliz und dem Regiment Scharnitzkys die Grenzen. Kund- schafter verfolgten die Bewegungen der abziehenden Franzosen.13 Ende Mai vefliessen denn auch die letzten Soldaten Rohans Graubünden. Der Herzog hatte den Bundeshäuptern noch geraten, Gutenberg an sich zu bringen und in eine Festung zu verwandeln. Erst dann wäre ihr Land von dieser Seite für alle Zeiten gesichert.14 Ein Zusammentreffen feindlicher Truppen wie 1622 auf Liechten- steiner Boden konnte so verhindert werden — aber um welchen Preis? Das Regiment Scharnitzky, bestehend aus vier Kompanien zu je dreihundert Füsilieren und insgesamt hundert Reitern, blieb bis zum Oktober .1637 in Balzers, auf Gutenberg, in Triesen, Mauren, Schaan und Vaduz liegen. Was das für die Bevölkerung bedeutete, kann man sich heute kaum noch vorstellen. Die einquartierten Truppen befanden sich meist in Begleitung ihrer Weiber und Kinder sowie eines riesigen Trosses. Zu Ende des Krieges machte die Begleitung oft das drei- bis vierfache der kämpfenden Truppe aus. Je länger der Kampf dauerte, desto mehr machte sich Wallensteins Grundsatz «Der Krieg muss den Krieg ernähren» auch im Freundesland bemerkbar. Am Ende blieb es sich gleich, ob man von Freund oder Feind heimgesucht wurde. Die fremden Soldaten machten nicht nur vor planmässigen Raubzügen, sondern auch vor Misshandlungen, regelrechten Folterungen, Notzucht und Mord nicht halt. Die kaiserlichen Truppen lagen nicht nur acht Monate im Quartier, sie mussten auch zum grössten Teil auf Kosten der armen Bevölkerung Liechtensteins verpflegt werden. Da endlich auch der Sold ausblieb, hatten die Liechtensteiner 3 000 Gulden und Lebensmittel aufzubrin- gen, damit die Söldner endlich das Land verliessen.15 13 Ebda. fol. 312. 6. Mai 1637 Claudia an Kammer. 14 P. Kaiser: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein, Chur 1847. 15 Landesregierungsarchiv Innsbruck, Embietten und Bevelch fol. 602. Clau- dia an Jakob Hannibal von Ems 15. Oktober 
1637. — Neben dem Geld in die Regimentskasse muss jedem Soldaten «ain comisz Laiblain, ain halb Pfundt Käsz und ein Masz Wein» — den Offizieren das Doppelte — als Wegzehrung mitgegeben werden. 511
	        

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