Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

Das heutige Fürstentum Liechtenstein, bestehend aus den zwei ehe- maligen Herrschaften Schellenberg und Vaduz, hatte seit dem 15. Jahr- hundert fast regelmässig alle hundert Jahre den Landesherrn gewech- selt, bis es schliesslich 1699/1712 an das heutige Fürstengeschlecht fiel. Den Grafen von Werdenberg folgten die Freiherren von Brandis und die Grafen von Sulz. Im Frühling des Jahres 1613 erwarb das Hohen- emser Grafenhaus die beiden Herrschaften um 200000 fl und Hess sein neugewonnenes Territorium durch einen Landvogt von Vaduz aus ver- walten. Die Burg Gutenberg gehörte jedoch bis 1815 neben Streubesitz in Graubünden zu Habsburg-Österreich. Der neue Landesherr, Graf Kaspar von Hohenems, Gallara (im Mailändischen) und Vaduz, war klug genug, um in dem 1618 ausbre- chenden Dreissigjährigen Krieg neutral zu bleiben. Aber auch er konnte nicht verhindern, dass Liechtenstein in den Strudel der Kriegsereignisse gerissen wurde. Den Truppendurchzügen, Einquartierungen, Plünde- rungen und schliesslich dem Eindringen der Bündner im Sommer 16221 standen Bevölkerung und Landesherr machtlos gegenüber. Obwohl Liechtenstein ein Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Na- tion und (ausser Gutenberg) nicht östereichisch war, teilte das Land weitgehend die widrigen Geschicke der bündnerischen und österreichi- schen Nachbarn. Trotz wiederholter Proteste Graf Kaspars blieb das Reichsgebiet Vorposten -Habsburgs gegen das von Parteikämpfen zer- rissene Graubünden. Während sich die Schweiz — abgesehen von Grenzverletzungen — aus dem Ringen heraushalten konnte, gelang dies weder in Vorarlberg noch in Graubünden. Gerade hier überfluteten fremde Truppen, spa- nisch-österreichische, französische und nicht zületzt schwedische, die so bedeutenden Alpenzugänge und Pässe. Dabei war das Veltlin im Jahre 1629 in die Hände der Spanier gefallen. Um das Untertanenge- biet zurückzugewinnen, riefen die Bündner den Führer der französi- schen Hugenotten, Herzog Heinrich de Rohan, Prinz von Leon, zu Hilfe. 1 Über die Vorgänge in Liechtenstein während des Dreissigjährigen Krieges sind wir dank der Arbeiten von J.B. Büchel (Liechtenstein im Prättigauer Krieg), L. Welti (Graf Kaspar von Hohenems) und O. Seger gut informiert. Die Rolle des Landes im Aufstand Jenatschs gegen den Herzog Rohan in Graubünden bildet einen Teil meiner Dissertation «Vorarlberg im 30j. Krieg», Innsbruck 1968. 503
	        

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