Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

Regierungsstatthalter Graubündes sieben Monate später erkennen, die Verfügungen hätten nicht nur wenig Wirkung gezeigt, seit einiger Zeit habe sich vielmehr so zahlreiches, fremdes Volk angesammelt, dass an mehreren Orten die öffentliche Sicherheit ernstlich gefährdet worden sei. Die Liechtensteiner Kontingentsoldaten erlebten daher auch manch unangenehme Überraschungen: So kam es öfters vor, dass die Bündner von Maienfeld aus die .unerwünschten Personen abschoben — jedoch ohne Laufzettel. Es stellte sich dann heraus, dass auch Leute dabei wa- ren, die gar nicht nach Vorarlberg öder die Schweiz überstellt werden konnten, weil sie Italiener waren oder, was das schlimmste war, keine Heimat besassen. Das Oberamt nahm sie «zwar der guten Nachbarschaft halber» an, stellte aber an den Präsidenten» Enderle zu Maienfeld die schwer zu beantwortende Frage: «Wo sollen wir diese hinschieben? Sie werden uns nirgend abgenommen; dass wir sie aber selbst behalten sollen, das kann uns doch auch nicht zugemuthet werden.» Die Vorarlberger, die bisher die Impulse zu einer wirkungsvollen Bettlerbekämpfung gegeben und damit auch Liechtenstein mifeinbezo1 gen, waren sich ihrer «Verdienste» nur allzusehr bewusst und zeigten dies auch offen den Liechtensteiner Nächbaren: Auf eine Anfrage an das Vogteiamt in Feldkirch, wo man denn die auszuschiebenden Leute übergeben könne, gab dieses ohne Zögern das «Hl. Kreuz» an. Diese, obwohl noch zu Tisis gehörige Parzelle lag in nächster Nähe der Stadt an der III. Das bedeutete für die Liechtensteiner «Bettlereskorte» eine Verlängerung des Weges, gerechnet von der Grenze, um sechs Kilo- meter, hin und zurück. ' Das Liechtensteiner Oberamt zeigte sich keinesfalls verlegen und antwortete mit gleicher Selbstverständlichkeit: «Nach den Gesinnun- gen des Kreises wären zwar derleiy Leute von einem Territorium nur auf die Gränze des andern zu bringen, und am nächsten Orte zu über- geben; Indessen komt es darauf an, wie sich die Nachbarschaften mit einander einverstehen, und wie die Einrichtung gegen Einander ge- macht wird. Wir werden also unsere Aufgestellten anweisen, dass sie alle derley Personen im Heiligkreutz übergeben sollen, bitten aber dagegen die jenseitig - Aufgestellten gleichfalls zu verhalten, dass sie die Ihren hier in Vaduz übergeben, wo wir die Einrichtung treffen wer- 492
	        

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