Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

Es muss jedoch festgestellt werden, dass die Soldaten nur unter ständigem oberamtlichem Druck ihre Arbeit leisteten und nur ungern ihren Aufgaben nachkamen. Bereits 1790 muss Korporal Frick aus Balzers die Anschuldigung hinnehmen, die Soldaten hätten sich nicht als solche verhalten und «sowohl in der Kleidung als in ihren Ver- richtungen als blatte Bauernknecht aufgeführt». Ein Monat später, im Dezember, heisst es: Trotz der Ermahnungen komme man den Befeh- len des Oberamtes nicht nach. Die Soldaten gingen «zwar an ein oder ander Ort, setzten sich aber ins Wirtshaus und lassen das Gesindel, wo es sey, so dass man aller Orten darüber lache .... ,und man sollte allerdings glauben, die Soldaten würden das Gesindel eher ins Land bringen als hinaustreiben». Wie üblich drohte man mit Strafen,- Entzug des Soldes, der Mon- teur, aber was wohl am ehesten wirkte, mit militärischen Strafen.. Dass von einigen wenigen Soldaten keine Veränderung der Lage zu erwarten war und sich diese- zudem das Leben bald wiederum "ange- nehm gestalteten, beweisen Klagen der Landammänner und Gerichte.' Es musste schon weit gegangen sein, bis man sich von dieser Seite zu Massnahmen aufraffte. Freilich ging es diesmal — es war Herbst 1792 und Beginn des Krieges — um eine ganz konkrete Angelegenheit, welche auch die, sonst den Bettlern freundlich gesinnten Bauern nicht mehr hinzunehmen gewillt waren — um den Schutz der lebenswichti- gen Ernte. Der Bauer, welcher das ganze Jähr auf die Ernte warten müsse und zur Herbstzeit «alle draussen stehenden Früchte mit Gnade Gottes zu ihrer Reife gelangen» hoffe, habe nichts sicher, «da aller Orten gezwackt, gestohlen, und alles verdorben werde». Bis zum Ende der Ernte sollten wöchentlich vier Kontingentsolda- ten in der Oberen und Unteren Herrschaft, mit Ober- und Untergewehr versehen, Dienst tun, besonders Auen und Felder durchstreifen und das «herrenlose Gesindel» aus dem Land schaffen. Je länger der Krieg dauerte, desto weniger vermochten auch die gewissenhaftesten Soldaten ihre Arbeit durchzuführen. Das traf beson- ders für das Jahr 1798 und den folgenden Winter zu. Diesmal hatte man es in Liechtenstein nicht nur mit dem gewohnten «Gesindel» zu tun, sondern wegen der Nähe der Front mit Derserteuren, Marodeuren und besonders Schweizern, welche sich in Scharen durch die Flucht 488
	        

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