Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

und dann und wann mit «entfrömdeten waaren» versehen werde. Sicherlich lag in dieser Vermutung etwas Wahres, anders liesse sich wohl kaum der passive Widerstand des Grossteils der Bevölkerung gegen die staatlichen Massnahmen erklären. Pläne zur Errichtung eines Arbeitshauses In diesem Widerstand aber sicherlich auch im Fehlen finanzieller Mittel ist das Scheitern eines bemerkenswerten Planes zur Errichtung eines Arbeitshauses zu sehen. Bereits im Jänner 1793 war das Ober- amt in dieser Absicht um eine finanzielle Unterstützung an die geist- lichen Herren des Landes herangetreten. Man wollte den Vaganten, wer sie auch immer sein mochten, Arbeit und einen ehrlichen Unter- halt verschaffen. Das Oberamt zweifelte nicht, dass durch eine solche Anstalt der Schwärm der Bettler das Land verlasse, «weil sie die Arbeit fliehen und lieber im Müssiggang herum ziehen». Obwohl das Oberamt in Aussicht stellte, dass ein angemessener Beitrag seitens der geistlichen und weltlichen Herren «mehr als zehn- fach ersetzt werden wird», waren vor allem letztere für ein Arbeitshaus nicht zu begeistern. Wie aus den ähnlich lautenden Briefen der Geistlichkeit hervor- geht, hatte sich diese im allgemeinen nach einer gemeinsamen Aus- sprache jedoch für die Unterstützung des Projektes ausgesprochen. Man einigte sich auf den jährlichen Beitrag von 2 Louisdor oder 22 Gulden. Grosse Begeisterung zeigte der Pfr. von Triesenberg, Johann Bap- tist Schreiber! Dies um so mehr, als er sich bereits mit dem Plan be- fasst hatte, das aufgehobene Nonnenkloster Valduna bei Rankweil zu einem Arbeitshaus umzugestalten. Die Widmung sollte durch Öster- reich geschehen, der liechtensteinische Fürst und die Landschaft sollten den finanziellen Teil besorgen. Allein, wie Pfarrer Schreiber zugibt, «meine Kräfte waren zu schwach». Schreibers Begeisterung für ein Arbeitshaus entspringt aber letztlich seiner sehr aufgeklärten Haltung, aus welcher heraus er mit anderen Massnahmen des Oberamtes einer Meinung ist, die einen Tag vor Abfas- sung seines Briefes in Triesenberg publiziert wurden: Sie betrafen das Verbot von Spiel und Tanz nach 23 Uhr und den Handel mit Hausierern. 480
	        

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