lassen», um nicht «Handel und Wandel unter den Benachbarten zu stocken». Er kam auch den drei Ständen Bludenz, Sonnenberg und Montafon entgegen, die durch die Sperre in arge Bedrängnis gekom- men waren; bestand doch die Haupteinnahmsquelle der dortigen Bauern im Export von Rindern nach Graubünden und in die Schweiz. Da die Walgauer und Montafoner ihr Vieh über Fällengatter-Tisis und Bendern exportieren wollten, bestanden die Schweizer Einkäufer auf einem obrigkeitlichen Gesundheitszeugnis über das besonders in Ben- dern stehende Vieh. Die hochfürstl. Oberamtskanzlei kam den glück- lichen Vorarlbergern entgegen und beurkundete, dass im «ganzen Land Gott sey Dank gesunde Luft herrsche ...... Die drei Stände versicher- ten ihrerseits, «niemahlen zu ermangeln, die .... Ämtliche Gefälligkeit bey anderer immer möglichen Anlässen zu erwiedern», ahnten damals jedoch noch nicht, dass sie bald beim Wort genommen würden. Der Ausbruch der Löserdörre in Ruggell Im Stall des Johannes Biedermann zu Ruggell standen zwei-Kühe und ein Kalb, das gesamte Kapital des Kleinbauern. Bereits im Som- mer hatte die eine Kuh auf der Alpe Anzeichen einer Krankheit ge- zeigt, worauf sie geschlachtet wurde. Ende Oktober bemerkte Biedermann voll Entsetzen, dass die andere Kuh den «Kopf hängen Hess, einen Hang zur Einsamkeit zeigte,.kalte und trockene Ohren bekam», es trat ein ständiges Nachlassen der Tätig- keit des'Wiederkäuens auf. Der'Harn zeigte sich stark gefärbt, die. Haare wurden straubig, der Puls schlug immer schneller, aus Augen, Nase und Maul floss eine zähe Flüssigkeit, wurde später sogar eitrig; schliesslich kam ein stinkender Durchfall dazu. All dies waren die Symptome der aus Vorarlberg bekannten «Löserdörre». Obwohl dies der einzige Fall in Ruggell war, wurde sofort eine ab- solute und rigorose Sperre um das Dorf geschaffen. Alles schien güt zu verlaufen. Nach vierzehn Tagen, am 13. November, musste dann aber Altsäckelmeister Büchel dem Oberamt die traurige Mitteilung machen, die Seuche habe auch andere Ställe befallen. Die Aufregung besonders in Ruggell aber auch im übrigen Liech- tenstein war gross. Es war allen nur zu gut bekannt, wie etwa die Seuche in Meiningen gewütet hatte: «In Mainingen sind über hundert Thiere an der Seuche und wegen der Seuche zu Grund gegangen, das 473