Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

Jener Bestand an Waffen, welcher im Schlosse des Fürsten von Liechtenstein in Vaduz verwahrt wird, stellt keine Sammlung im her- kömmlichen Sinne dar, denn Waffen wurden in der Familie Liechten- stein eigentlich nie gesammelt, sondern sie sammelten sich an. Sie sammelten sich an in den Artilleriearsenalen der liechtensteinischen Burgen und Schlösser, in den Trabanten- und Gardeubikationen der liechtensteinischen Residenzen, sie sammelten sich an in den Rüstkam- mern und in den Depots für Handfeuerwaffen der einzelnen Familien- mitglieder. Alle diese Bestände waren im Laufe der Jahrhunderte aber ausserdem überraschend viel auf der Wanderschaft. Die Bestückung der Burgen der Familie hatte sich nach der jeweiligen Gefährdung der einzelnen Besitze zu richten, sie wurde in ruhigen Zeiten,- so weit es nötig war, immer und immer wieder umgegossen, was meist in Wien geschah. Die einzelnen Gewehrkammem wechselten wiederholt durch Erbgang den Besitzer, es wurden ausserdem die Hauptwaffendepots immer wieder verlegt, wahrscheinlich je nach den Erfordernissen der Kriegs- resp. Friedenslage. So ist es dazu gekommen, dass wir heute, wenn wir vor den Beständen in Vaduz stehen, nur in Ausnahmefällen sagen können, woher die einzelnen Waffen stammen und welches Fa- milienmitglied sie getragen und gebraucht hat. Ausnahmen bestehen nur dort, wo ein Name, ein Wappen oder Initialen den Weg weisen. Die vorhandenen Inventare der Gewehrkammern aus dem 17. Jahr- hundert sind in den meisten Fällen zu ungenau angelegt, um Identifi- zierungen zu ermöglichen. Bei eingehendem Studium .der Handfeuerwaffen fiel schon immer eine Gruppe von jagdlichen Waffen auf, welche in den Kolben eine einheitliche Nummerierung eingeschnitten tragen. Der markante Duk- tus der Ziffern wies in das ausgehende 17. Jahrhundert, was aber nicht viel aussagte, da damals in den zwei Linien des fürstlichen Hauses mindestens fünf Mitglieder der Familie als Eigentümer dieser noch nicht fassbaren Gewehrkammer in Betracht kamen. Ordnung und Klärung in dieser Frage nach der Provenienz der Waffen brachte nun die Auffindung des Inventares der Gewehrkammer des Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein (1662 — 1712), welches Inventar bei der Abhandlung der Verlassenschaft dieses Für- sten im Jahre.1712 im Schlosse Feldsberg (früher Niederösterreich) auf- genommen worden war. Es beschreibt 185 Gewehre und 28 Pistolen. 421
	        

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