Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

einflusst wurde, doch nicht. Kübeck bestätigte dies indirekt, wenn er am Tag nach der Abstimmung in Wien für die verdienstliche Hal- tung von Strauss und auch Linde eine «Allerhöchste Auszeichnung» beantragte.224 Das Ergebnis in der Bundesversammlung lautete 9:5 — oder 9:6, wenn man das nicht stimmende Preussen als Gegenstimme zählte —• für die Mobilisierung gegen Preussen.225 Am Ergebnis hätte also auch eine ablehnende Stimmabgabe der 16. Kurie nichts geändert. Bismarck aber beanstandete neben andern Stimmen vor allem das Votum der 16. Kurie und lenkte durch eine Note vom 22. Juni 1866 an die preussischen Gesandten im Ausland die Aufmerksamkeit der euro- päischen Mächte und der Öffentlichkeit darauf. Er differenzierte dabei allerdings nicht ganz genau, wenn er Reuss jüngerer Linie, das für Verweisung gestimmt hatte, als gegen den Antrag instruiert ausgab; gerade diese Nuance, dass Reuss jüngerer Linie nicht direkt gegen den Antrag instruiert hatte, sondern nur für Verweisung an den Ausschuss, hatte ja Strauss gestattet, dessen Stimme nicht zu zählen. Bismarck führte dann in der Zirkularnote weiter aus, Schaumburg-Lippe habe Preussen amtlich mitgeteilt, dass es sich der Abstimmung enthalte;226 einzig Liechtenstein, «peuple de 6000 ämes», und Reuss älterer Linie hätten also ihre Instruktionen im österreichischen Sinne erteilt: «Ce vote par consequent est un faux manifeste, et ce faux manifeste a deter- mine la resolution federale du 14.» Die preussischen Gesandten soll- ten die europäischen Regierungen über die Mittel aufklären, «qui ont ete employes pour fausser la decision federale».227 224 Kübeck an Mensdorff, 15. Juni 1866, siehe oben Anm. 217. Linde wurde in der Folge 1869 österreichischer wirklicher Geheimrat und erlangte 1870 den österreichischen Freiherrenstand (freundl. Mitteilung von Ober- archivrat Dr. La tzke, Bundesarchiv Frankfurt a. M.). 225 Huber III, S. 541. 226 Siehe dagegen oben Anm. 221. 227 Zirkularnote Bismarcks an die preussischen Gesandten im Ausland, 22. Juni 1866, in: Das Staatsarchiv, XI, Nr. 2345, S. 141 f. Schon tags zuvor hatte Bismarck in einem Schreiben an die gleichen, Gesandten auf die Fälschung der 16. Stimme durch Strauss hingewiesen; Zirkularnote Bis- marcks vom 21. Juni 1866, ebda., Nr. 2344, S. 140 f. - Die Note vom 22. Juni wurde in der Folge auch durch die Presse bekanntgemacht. 380
	        

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