Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

Die schleswig-holsteinische Frage in liechtensteinischer Sicht zeigte, dass der Fürst und sein Gesandter trotz entgegenstehender Richtung des Parlaments und der öffentlichen Meinung die Zügel der Bundes-. politik fest in Händen hielten. Doch weist der Versuch des Landtags, Einfluss in einer Sphäre zu gewinnen, die nach dem konstitutionellen System noch allein Domäne des Fürsten war, auf eine Tendenz zur Machterweiterung und damit auf einen Zug zum parlamentarischen System hin, freilich erst in sehr zaghaftem Ansatz und ohne Weiter- wirkung. Als im folgenden Jahr die Kollision der österreichischen und preussischen Interessen erfolgte, kam es in Liechtenstein zwar nicht zur befürchteten aussenpolitischen Krise des Kleinstaates, wohl aber zu ernsten inneren Spannungen, weil die Politik des Fürsten wiederum von jener des Landtags und auch der Regierung abwich und weil es nun um unmittelbare Lebensinteressen des Fürstentums ging. 3. Das Ende des Deutschen Bundes 1866 Während eines halben Jahrhunderts hatte der Deutsche Bund, auch wenn er gegenüber dem Fürstentum mehr durch seine Beschwernisse als durch Vorteile in Erscheinung getreten war, die liechtensteinische Selbständigkeit gesichert. Freilich bewirkte gerade die Schwäche des Bundes des Kleinstaats eigene Stärke: Bewegungsfreiheit und staatli- ches Eigenleben. Das von Metternich errichtete, auf der österreichischen Vorherrschaft beruhende Gebäude des Bundes hatte weder den vorge- sehenen Ausbau, noch die notwendigen Verbesserungen erhalten. Es entsprach den realen Machtverhältnissen nicht mehr, sein Zerfall war wohl unvermeidlich. In dem 1866 entbrennenden deutschen Krieg stellte sich für Liechtenstein die schwierige Frage, welche Haltung es einnehmen musste, um seine staatliche Existenz zu bewahren. An den Vorgängen in der Bundesversammlung in Frankfurt, welche den Weg zum Krieg säumten, war Liechtenstein wesentlich beteiligt. a) Die Entwicklung zum Krieg Bismarck verfolgte konsequent sein Ziel, Preussen an die Spitze Deutschlands zu stellen: «Es gibt kein deutsches Volk. Unsere Politik ist das Aufgehen Deutschlands in Preussen und damit die Umgestal- 375
	        

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