Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

Die Bundesreform wurde im Jahre 1863 nochmals versucht, nach- dem der Krimkrieg und der österreichisch-italienische Krieg auch die aussenpolitische Schwäche des Bundes geoffenbart hatte und zugleich der Ruf nach der nationalen Einigung wieder stärker geworden war. Johann II. betrachtete den Deutschen Bund «als das hauptsächlichste Zeichen von der Existenz Deutschlands». Mit Reformen sollte nur vor- sichtig ans Werk gegangen werden, «um dieses Band, welches deutsche Fürsten und Völker zusammenhalten soll, nicht durch zu schroff ent- gegengesetztes Wirken zu lockern, oder gar zu zerreissen.»159 Der liech- tensteinische Landtag seinerseits erwartete vom Fürsten, dass' er die Bundesreform «nach Kräften unterstützen und fördern» werde.160 Liechtenstein habe trotz seiner bescheidenen Stellung nicht nur das Recht sondern auch die Pflicht, seine Stimme geltend zu machen.161 Gmelch wollte in der Adresse an den Fürsten die Bundesreform näher um- schrieben wissen: An Stelle der Bundesversammlung — dieser Ver- sammlung von «alten Diplomaten, welche weder Kraft, noch Muth, noch Geist genug besitzen, um etwas für Deutschland zu thun» — sollten eine Fürstenversammlung und eine Volksvertretung am Bunde geschaffen werden, damit Deutschland «gross und mächtig» werde; Gmelch fand zwar Beistimmung im Landtag, dennoch hielt man sei- nen Zusatz nicht für zweckmässig und lehnte ihn ab.162 159 Fürst an Linde, 23. Juli 1860, BAF Nachlass Linde 60. 160 Adresse des Landtags an den Fürsten, 10. Juli 1863, Landtagsverhand- lungen, Landeszeitung 1863, Nr. 9, S. 33 ff. 161 Kommissionsbericht von Kessler, ebda. 162 Siehe oben Anm. 160. - Schon einmal, zu Beginn des gleichen Jahres hatte der Landtag einen allzu deutschtümelnden Adressentwurf von Gmelch abgelehnt; dessen Entwurf für die erste Adresse des neuen Land- tags an den Fürsten hatte den Passus enthalten: «Wir vergessen an diesem hohen Tage nicht, dass wir Deutsche sind, wie Ew. Durchlaucht ein deutscher Fürst. Wir sind stolz auf den deutschen Namen. Wir nehmen Antheil an der deutschen Frage. Wir beklagen die deutsche Noth. Wir sehen die deutsche Zukunft in der Mannigfaltigkeit der Bestandtheile, in dem bleibenden Rechte der einzelnen Fürsten, in der Vertretung, der wahren und vollen, des deutschen Volkes bei den Berathungen seiner Fürsten, in einer Einheit, die bei Erhaltung geschichtlicher Selbständig- keit noch Gesammtkraft gibt, und die Gott und der deutsche Geist noch finden werden. Wir sind grossdeutsch.» Entwurf von Gmelch, Ende 1862, LRA Landtagsakten 1863/64, L 2, Beilage zum Prot, vom 9. Jan. 1863, 365
	        

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