Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

bereich lagen, erwies sich diese als eine der treuesten Anhängerinnen der österreichischen Politik und als obstinate Gegnerin Preussens in der Bundesversammlung. Nicht nur Linde, auch der Freiherr von Strauss, der seit 1850 Schaumburg-Lippe vertrat, und vor allem Holz- hausen, der für die übrigen Höfe bevollmächtigt blieb,63 neigten per- sönlich zu Österreich.64 Die Unübersichtlichkeit der Kuriatverhält- nisse65 gestattete es den Gesandten, welche in der Stimmführung seit 1850 in einem vierwöchigen Turnus abwechselten,66 das Gesamtvotum der Kurie zu manipulieren. Bismarck beklagte sich, Österreich habe sich mit der 16. Kurie faktisch eine zweite Stimme in der Bundesversamm- lung verschafft. «Der Staatsrat von Linde führt. . . nur pro forma den Titel eines liechtensteinischen Bundestagsgesandten», schrieb er Ende 1852 nach Berlin, «er ist ausschliesslich österreichischer Beamter, wird von Österreich besoldet und besorgt für den Grafen von Thun einen grossen Teil der Arbeiten der österreichischen Gesandtschaft.»67 Er charakterisierte Linde als «gewandten und scharfsinnigen Dialektiker»68 und zugleich als «eine der wesentlichsten Stützen des Kampfes . . , den teils die ultramontane Partei selbst, teils durch sie die österreichische Politik gegen Preussen führt».69 Ebenso beklagte sich Bismarck über 63 Für Hessen-Homburg, Reuss ält. und jüng. Linie, Waldeck und Lippe. 64 Bismarck an Manteuffel, 19. März 1856, Bismarck GW II, S. 135. 65 Vgl. die Denkschrift von Schaumburg-Lippe vom 18. Juli 1851 über die 16. Kurie, HK S 319. 66 Übereinkunft zwischen Liechtenstein, Schaumburg-Lippe und Hessen - Homburg vom 24. Sept. 1850; Linde an Fürst, Sept. 1850, HK H 1691; dazu Prot. BV. 1850, § 14, S. 96; Prot. BV. 1851, § 20, S. 31; § 49, S. 77; § 63, S. 110. Die übrigen Höfe der Kurie schlössen sich der Übereinkunft an. Prome- moria von Linde, 26. Mai 1857, HHSTA P. A. II 52, Frankfurt Berichte 1861 V-XII, ad Nr. 37 C. 67 Bismarck an Manteuffel, 6. Nov. 1852, Bismarck GW I, S. 255. - Linde empfing indessen von Österreich und vom Fürsten von Liechtenstein je 1800 fl. jährlich. Linde an Fürst, 26. Okt. 1852, BAF Nachlass Linde 60; Vortrag der liecht. Hofkanzlei, 1. Juni 1861, HK 1862/12149 (1861/6009 u. /6411). 68 Immediatbericht Bismarcks, 4. Mai 1854, Poschinger II, S. 218. 69 Bismarck an Manteuffel, 5. Aug. 1856, Bismarck GW II, S. 69. - Bismarcks Beschwerden über Lindes Tätigkeit waren zahlreich: Bismarck GW I, S. 37, 254 f., 494; GW II, S. 69, 130, 149, 314, 394, 401; GW IV, S. 48; Poschinger II, S. 218, 307; Poschinger III, S. 124, 280. - 1858 schrieb Bismarck an den 347
	        

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