Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

er Ergebenheit an die kaiserliche Regierung»,54 welche diese auch verdankte.55 Auch seinen Gesandten konnte der Fürst «zu Österreichs treuen Freunden» zählen.56 Dieses schien Linde berufen, dem Vormarsch der liberalen, nationalen und damit revolutionären Kräfte zu begegnen57 und besonders den Einfluss der katholischen Kirche in Deutschland zu bewahren.58 Gerade der Umstand, dass Liechtenstein neben Öster- reich und Bayern das einzige ganz katholische Land des Bundes war, weckte Lindes besondere Neigung für daselbe.50 Gegen die preussische Regierung aber hegte Linde aus einem persönlichen Anlass heraus60 einen lebenslänglichen Groll. Liechtenstein gewann in ihm einen Ge- sandten, der weit über das Gewicht des kleinsten Bundesgliedes Ein- fluss übte. Dank seinem juristischen Wissen, seinen diplomatischen wie publizistischen Fähigkeiten und seinem Fleiss erlangte Linde in Frankfurt die Stellung einer Persönlichkeit, deren Dienste der öster- reichischen Gesandtschaft ebenso unentbehrlich61 wie der preussischen widrig wurden. In der Bundesversammlung wurde Linde immer wie- der in verschiedene Ausschüsse gewählt,62 was sonst bei Vertretern der kleineren Staaten kaum je der Fall war. Lindes «preussenfeindliche» Politik erregte nicht ohne Grund den dauernden Ärger des Grafen Bismarck, der von 1851 bis 1859 als preus- sischer Gesandter ebenfalls in der Bundesversammlung sass. Denn ob- wohl die Mehrheit der Staaten der 16. Kurie im preussischen Einfluss- 54 Fürst an Schwarzenberg, 5. Mai 1850, ebenso am 20. Dez. 1850, HHSTA P. A. XXVII 15, Schweiz Varia 1850. 55 österr. Regierung an Fürst, 17. Aug. 1850, ebda. 56 Fürst an Linde, 1. Nov. 1850, HK H 1691. - Zu Linde oben S. 180. 57 Linde an Fürst, 30. Apr. 1855, BAF Nachlass Linde 60. 58 Linde an Fürst, 27. Dez. 1853, ebda. Vgl. Schulte, ADB, S. 699 f. 59 Linde an Johann IL, 25. Nov. 1858, BAF Nachlass Linde 60. 60 Linde war überzeugt, dass ein p'reussischer Minister seiner Berufung auf einen Lehrstuhl Widerstand entgegengesetzt hatte, weil Linde Katholik war; Schulte, S. 362. 61 Vgl. Schulte, ADB, S. 670; Schulte, S. 363. - Die österreichische Regierung drückte ihre Zufriedenheit mit Linde denn auch wiederholt aus; vgl. Fürst Alois an Linde, 20. Apr. 1851 und 2. Febr. 1855, BAF Nachlass Linde 60. 62 Vgl. die Prot. BV. 1850-1866; Schulte, S. 363; Schulte, ADB, S. 670; ebenso Korrespondenz Lindes mit dem Fürsten, Okt. 1850, HK H 1691. 346
	        

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