Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

Schweiz billiger gewesen wären. Hinzu kamen die beschwerlichen Umwege im Verkehr mit der Schweiz, weil in Mittelliechtenstein keine Zollstätten bestanden: Als bei Dorfbränden in Schaan und Triesen die schweizerischen Nachbarn über die nahen Fähren zu Hilfe eilen woll- ten, wurden sie mit ihren Feuerspritzen zu den österreichischen Zoll- ämtern in Balzers und Bendern und damit auf einen Umweg von zwei Stunden gewiesen.4 Die- Erhöhung der Verzehrungssteuern anlässlich des österreichisch-italienischen Krieges im Jahre 1859, die «vielen un- angenehmen Auftritte, Chikanen und von uns nicht gewöhnten Mani- pulationen» und die strenge Kontrolle der Branntweinhäfen erregten zusätzliche Erbitterung. Solche Erfahrungen bewogen im Sommer 1862 35 Bürger des gan- zen Landes, in einer Eingabe an die Regierung ihrer «speziellen Ab- neigung gegen den ferneren Zollverband mit Österreich» Ausdruck zu geben. Sie stellten die Bitte, dem Volk das Pro und Contra einer Ver- tragserneuerung vor Augen zu stellen und dann «durch Volksabstim- mung in den Gemeindeversammlungen hierüber urtheilen zu lassen».5 Denn wenn der Vertrag nicht bis Ende 1862 gekündigt wurde, verlän- gerte er sich automatisch um 12 Jahre. Regierung und Hofkanzlei fanden es indessen geraten, ihn still- schweigend zu erneuern.6 Dem kam aber die österreichische Regierung selber zuvor. Graf Rechberg, der Minister des Äussern, kündigte am 6. Dezember 1862 in einem persönlichen Schreiben an den Fürsten den Vertrag; zugleich bot er aber eine Erneuerung unter Bedingungen an: Das garantierte Minimum sollte beseitigt oder doch sehr ermässigt und der Bezugspreis für das österreichische Salz wesentlich erhöht 4 So etwa die Petition der Gemeinde Schaan an den Landtag, 29. Jan. 1863, LRA Landtagsakten 1862/63, L 5, Nr. 24. 5 Eingabe von 35 Liechtensteinern an das Regierungsamt, 5. Juli 1862, LRA 1862/VI/12, Nr. 831. Unter ihnen befindet sich auch der Landtagsabgeord- nete Christoph Wanger. 6 Hofkanzlei an Regierungsamt, 13. Okt. 1862; Regierungsbeschluss vom 28. Okt. 1862, LRA 1862/22; Regierungsamt an Fürst, 29. Nov. 1862, HK PExh. 1862/13810. - Schon 1860 hatte Kessler die Fortsetzung der Zoll- einigung befürwortet; Bericht von Kessler, 6. Mai 1860, LRA 1861/VI, Nr. 1860/7133; dazu Bericht von Buchhalter Sandschek,. 23. Juli 1860, HK 1861/5378 (1860/10465). 337
	        

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