Doch nun suchte der landständische Ausschuss auf einem Umweg zu erlangen, was ihm als gutes Recht erschien. Am 30. Oktober be- schloss er, drei Vertrauensmänner mit beratender Stimme beizuziehen, nämlich Karl Schädler, Christoph Wanger und Baptist Quaderer. Das Regierungsamt wandte bezeichnenderweise nichts dagegen ein. Zur rascheren Bearbeitung des Verfassungsentwurfs wählte der landstän- dische Ausschuss aus sich ein dreiköpfiges Subkomitee, dem neben dem Ausschusspräsidenten, Landesvikar Wolfinger, gleich zwei der zuge- zogenen Vertrauensmänner, Schädler und Wanger, angehörten.09 Beide hatten aber schon im Verfassungsrat von 1848/49 gesessen,70 und auch Wolfinger hatte damals durchaus die staatsliberale Richtung vertreten.71 Überdies hatten mit Ausnahme der beiden Geistlichen alle Mitglieder des Ausschusses den 1848er Landesausschüssen72 und in der Mehrzahl auch dem ersten Landrät von 1849 angehört.73 Über die Richtung ihrer Arbeit konnte daher kein Zweifel bleiben. Von Hausen versprach sich von der «Comiteberathung» nicht viel, er teilte Linde aber mit, dass man noch mancherlei Bestimmungen in die Verfassung aufzunehmen beabsichtige.74 Linde wollte den Ständen nicht verwehren, Anträge zur Verfassung zu stellen: «Die letzte Ent- scheidung bleibt ja unter allen Umständen verfassungsmässig dem Souverain.»73 Das Subkomitee gelangte zur Auffassung, dass der Regierungsent- wurf nur als Teil einer Verfassung betrachtet werden und daher wohl 69 Siehe oben Anm. 65. 70 Siehe oben S. 95. • 71 Siehe oben S. 96; vgl. auch Landeszeitung, 12. Nov. 1864, Nr. 24, S. 98, wo Wolfinger als «entschiedener Anhänger konstitutioneller Regierungs- formen» charakterisiert wird. Ausserdem durfte Wolfinger als Verfassungs- kenner gelten: er hatte als Pfarrer in Peterzell während der st. gallischen Verfassungskämpfe 1830/31 eine Menge von Verfassungsentwürfen sehr kritisch studiert; Wolfinger an Joh. Peter.Rheinberger in Vaduz, 3. Febr. 1831', AFRh F 13. 72 Siehe oben S. 59. 73 Siehe oben S. 160 f. Pfarrer Schädler stand ebenfalls auf der liberalen Seite, siehe oben S. 96. 74 Erwähnt in Lindes Brief an den Fürsten, 8. Nov.' 1861, BAF Nachlass Linde 60. 75 Ebda. 266