Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

Stände waren beharrlicher geworden,155 das Regierungsamt berichtete nach Wien, dass die Verfassung «mehr und mehr dränge».156 Von Wien aus wurde darauf Linde an das erwartete Gutachten erinnert;157 ohne seinen Rat wollte man offenbar nichts unternehmen. Zwei Wochen nach dem Landtag traf unerwartet der Fürst auf der Durchreise nach Italien im Fürstentum ein. Er besuchte die Dörfer und stellte den Kontakt mit dem Volk her — eine wichtige Voraussetzung für das spätere beiderseitige Verhältnis. Die Bevölkerung empfing ihn mit Triumphbögen und Böllern, und sein gerade einfallender 19. Geburts- tag wurde im Lande als «förmlicher Feiertag» begangen.158 Der Besuch des Fürsten weckte neue Hoffnungen.159 Doch Linde, der den Fürsten begleitete, riet ihm und der Fürstin, die Verfassungsangelegenheit auf sich beruhen zu lassen, bis der Fürst sie selber zu erwägen die Zeit habe. Überdies sollte auch das Resultat der in Österreich eingeleiteten Reform abgewartet werden, «um dasselbe bei einer neuen definitiven Reglung der Verfassungsverhältnisse des Fürstenthums gehörig berück- sichtigen zu können.» Die Fürstin und Johann II. machten Lindes An- sicht zur eigenen,160 das Regierungsamt wurde angewiesen, die Land- stände bei erneuten Vorstössen auf später zu vertrösten.101 Zusammen mit der Fürstin und dem jungen Fürsten setzte Linde die dilatorische, Österreich folgende Politik Alois' II. fort. Weit konservati- ver als dieser gewesen war, hielt Linde am Gottesgnadentum des Für- 155 Prot, des Landtages vom 12. Sept. 1859, LRA C/3, Nr. 1025. 156 Siehe oben Anm. 154. 157 Hofkanzlei an Linde, 22. Sept. 1859, BAF Nachlass Linde 58. 158 Der Fürst weilte vom 29. Sept. bis 4. Okt. 1859 im Land; er besuchte auch die schweizerische Festung Luziensteig; bei seiner Abreise versicherte er begeistert, er wolle den Liechtensteinern ein «Landesvater im vollsten Sinne» sein; LRA CVIII/154. 159 Dies besonders weil das Regierungsamt mitteilte, dass Erörterungen im Gange seien; an alle Ortsvorstände und die geistl. Stände, 3. Okt. 1859, LRA C/3, ad 1082; dazu Hofkanzlei an Regierungsamt, 22. Sept. 1859, LRA 1861/XV/15. 160 Linde an Hofkanzlei, 24. Okt. 1859, BAF Nachlass Linde 58. 161 Hofkanzlei an Regierungsamt, 22. Nov. 1859, LRA C/3, Nr. 12276. 244
	        

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