Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

sein Land regiere, gedankt.56 Wiederum empfahl der Landesverweser alle Bitten.57 Die Verlangen waren im Grunde jene von 1848, nur war der Ton jetzt alles andere als revolutionär. - Die Revision der Gemeindeordnung drängte, sich nach dem Miss- erfolg von 1849/50 weiterhin auf, doch mussten Menzinger und die Hofkanzlei, welche auf eine Revision gedrängt hatten,5S erkennen, dass sie erst auf der Grundlage der künftigen Verfassung geschehen konnte. Sie blieb daher bis zu einem Entscheid des Fürsten in der Verfassungs- frage eingestellt.59 Noch dringender stellte sich die Schulfrage. Die Revolutionszeit hatte sich ungünstig auf die Schulen ausgewirkt. Menzinger berichtete 1852 dem Fürsten, seit 1848 sei das Schulwesen «bedeutend gesunken, weil die Ungebundenheit wie überall so auch in diesem Betreffe nur Nachtheile gebracht» habe.60 Das 1850 neu gegründete liechtensteini- sche Priesterkapitel befasste sich intensiv mit der Schulverbesserung.61 Menzinger liess durch Kurat Wolfinger, einen unermüdlichen Förderer des Schulwesens,62 ein Schulgesetz samt Schulordnung und Lehrplan 57 Bericht des Landesverwesers über den Landtag, 16. Okt. 1857, HK 1862 /II 175 (1857/9304). Eine unmittelbare Erledigung fand die Bitte der Stände, die dem Fürsten am 8. Nov. 1857 vorgelegt wurde, nicht, wie der Vermerk auf dem Bericht des Landesverwesers zeigt: «unresolviert herabgelangt». 58 Hofkanzlei an Regierungsamt, 8. Juni 1850, HK 1857/8152 (1850/5809); Antwort Menzingers, 31. Juli 1850, ebda. (1850/8490); fürstl. Resolution vom 8. Mai 1851, ebda.; Regierungsamt an Fürst, 16. Aug. 1855, ebda. (1855/9319); ebenso 31. Jan. 1856, ebda. (1856/1910). 59 Regierungsamt an Fürst, 5. Sept. 1857, HK 1857/8152; Hofkanzlei an Re- gierungsamt, 25. Sept. 1857, ebda. 60 Regierungsamt an Fürst, 9. Juni 1852, LRA XIVC, Nr. 1094. 61 Vgl. Marxer, Priesterkapitel, JBL 1934, S. 70. Die Geistlichen warfen vor allem auch die soziale Frage im Zusammenhang mit Fabriken und Schwa- benkindern auf, ebda. 62 Jos. Ant. Wolfinger (1798-1870), kath. Geistlicher, Ausbildung in Chur, nach 1821 kurze Zeit Lehrer der Rhetorik und Poetik am kath. Kantons- gymnasium in St. Gallen, 1823 - 1827 Pfarrer von Muolen (Thurgau), 1827 - 1832 Pfarrer in St. Peterzell (St. Gallen), 1832-1836 Pfarrer von Bendern, 1836 — 1864 Kurat in Vaduz; 1854 Ernennung zum Domherrn, 1855 zum Landesvikar; 1864 Hofkaplan in Schaan, dann bis 1870 Spiritual des Klo- sters Wald bei Ottobeuren (Bayern). Vgl. Martin, Pädagogen, JBL 1967, S. 154 f.; Martin, S. 66 ff.; Landeszeitung, 12. Nov. 1864, Nr. 24, S. 97 f.; 227
	        

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