Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

Gleichzeitig wandte er sich an Schmerling, den österreichischen Bevollmächtigten in Frankfurt, um eine Öffnung der österreichischen Zollgrenzen zu erlangen. Dieser riet, durch den Fürsten in Wien zu intervenieren.94 Menzinger lieferte die vom Reichshandelsminister ver- langten Aufschlüsse über die wirtschaftlichen Verhältnisse des Fürsten- tums und schilderte nach Frankfurt wie nach Wien die verzweifelte wirtschaftliche Lage in kräftigen Farben. Besonders dem Fürsten trug er die Wahrheit derber auf, um ihm, wie er sagte, «die Sache unleident- licher zu machen» und ihn so zu einer entschlossenen Verwendung beim österreichischen und beim Frankfurter Ministerium zu bewegen.95 Das Reichsministerium liess sich von der Dringlichkeit überzeugen und versprach rasche Schritte zur Abhilfe.9B Der Fürst selber liess Holz- hausen Ende März 1849 beim Reichsministerium vorstellig werden, «um unerschwingliche Opfer . . , deren Nutzlosigkeit jeder einsieht», durch eine vernünftige, den Verhältnissen gerecht werdende Kontin-' gentsorganisation der kleinen Staaten künftig zu vermeiden; besonders unbillig erschien ihm auch, dass Liechtenstein zu den Auslagen, welche die Aufstände in andern Ländern verursacht hatten, herangezogen wurde.97 Doch die Zentralgewalt konnte den liechtensteinischen Wün- schen nicht entsprechen, solange die deutsche Frage nicht gelöst war. Karl Schädlers und des Fürsten Bemühungen in Frankfurt konnten daher keinen weiteren Erfolg zeitigen. In der Nationalversammlung suchte Karl Schädler für die öster- reichische und dadurch für die liechtensteinische Sache zu wirken. «Hie Preussen, hie Österreich ist Kampfruf», schrieb er am 9. Januar 1849 aus Frankfurt an seinen Bruder. «Könnte ich eine Partei für mich finden, so würden wir rufen: Hie beide! Vor(her) gibt es doch keine Ruhe in den deutschen Landen, doch wie die Sachen jetzt stehen, muss 94 Karl Schädler an Menzinger, 2. Febr. 1849, LRA XXVII/Fa, o. Nr. 95 Menzinger an Karl Schädler, 28. Febr. 1849, LRA Schädler Akten 314. 96 Karl Schädler an Menzinger, 9. März 1849, LRA C, o. Nr. 97 Fürst an Holzhausen, 25. März 1849, HK H 1691. Das Missbehagen des Fürsten weckten auch die Beiträge zu der 1848 von der Nationalversamm- lung gegründeten deutschen Flotte, ebda. — Liechtenstein musste 1848 und 1849 je 916 fl. zur deutschen Flotte beisteuern, die 1852 wenig ruhmvoll wieder einging; vgl. Holzhausens Bericht, 13. Aug. 1852, HK H 1691; Akten zur deutschen Flotte im LRA C. 143
	        

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