Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

gen, welche sie nicht mit allen Mitteln unterstützen und ihren Souve- ränitätsnimbus nicht aufgeben können.»35 Doch sollte sich die starke Zentralgewalt vor allem an die grossen und mittleren Staaten richten und für Ordnung sorgen, während die kleinen Staaten dessenungeach- tet ihre geringen Staatsgeschäfte allein besorgen könnten. Ende September kehrte Kaiser von Frankfurt zurück, um sich für seinen weiteren Aufenthalt in der Paulskirche von der Kantonsschule dispensieren zu lassen.30 Vor seiner Abreise aus Frankfurt reichte er noch einen schriftlichen Antrag bei der Nationalversammlung ein, um eine Lockerung des Handelsverkehrs mit Landwirtschaftserzeugnissen innerhalb der deutschen Staaten durch vorläufige Abänderung der Zoll- gesetzgebung zu erwirken, was im besonderen Interesse Liechtensteins gelegen hätte. Der Antrag kam aber in der Nationalversammlung nicht einmal zur Sprache.37 Da Kaiser von Chur kein weiterer Urlaub be- willigt wurde,38 legte er sein Mandat durch das Schreiben «An meine Landsleute», ein eigentliches politisches Testament, am 25. November 1848 in die Hände des Volkes zurück.39 Darin gab er seiner Enttäu- schung über den Gang der Verhandlungen in der Nationalversammlung Ausdruck und bezeichnete den Liechtensteinern die Richtung für ihr ferneres Streben: In der Fruchtbarkeit des Landes und der eigenen Kraft der Bevölkerung, in der Achtung vor dem Gesetz, im rechten Gebrauch der Freiheit und insbesondere in besserer Bildung sah er die Hoffnung für eine günstige Entwicklung des Landes. Die kleineren Staaten könn- 35 Peter Kaiser an Menzinger, 17. Sept. 1848, LRA Peter Kaiser Akten. 36 Ebda. — Bis zum 26. Sept. 1848 nahm Kaiser fast ausnahmslos an allen namentlichen Abstimmungen teil, am 26. Sept. war er das letztemal an- wesend, danach wurde er als abwesend aufgeführt: Verh. Nat.Vers., S. 2298 ff., 2320 ff. - Am 4. Okt. 1848 berichtete das Regierungsamt den Ortsgerichten, dass der «Gesandte» Kaiser in Vaduz angekommen sei; Kaiser gab am 5. Okt. 1848 in einer Versammlung der Gemeindevorstände und der Wahlmänner Rechenschaft über sein Wirken in Frankfurt, Ein- ladung des Regierungsamtes, 4. Okt. 1848, LRA C/3. 37 Der Antrag ging an den volkswirtschaftlichen Ausschuss; Verzeichnis der Eingaben, 24.-26 Sept. 1848, Verh. Nat.Vers., S. 2343. 38 Kind, JBL 1905, S. 32. - Austrittsanzeige Kaisers, Verh. Nat.Vers., 21. Nov. 1848, S. 3481. 39 LRA Schädler Akten 308; gedruckt bei Kind, JBL 1905, S. 32-36. 132
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.