Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1969) (69)

I. Bezeichnungen aus der romanischen Sprachepoche Leider ist uns nicht bekannt, welche Worte die Räter für die Be- zeichnung des Hoch- und Niederwaldes verwendeten. Die Sprache die- ses so geheimnisumwitterten alten Bergvolkes ist verloren gegangen. Forscher und Sprachgelehrte versuchen zwar eifrig wenigstens die er- haltenen Bruchstücke dieser untergegangenen Sprache — es handelt sich dabei fast ausschliesslich um Orts-, Berg- und Flussnamen — zu deuten, zu entziffern. Vielleicht steckt in einem oder anderem unserer ungeklärten Flurnamen ein rätischer, also vorrömischer Waldname. Unsere ältesten erkennbaren Waldnamen stammen somit aus der rätoromanischen Epoche, die kurz vor Christi Geburt begann und im Hochmittelalter allmählich zu Ende ging. Die erhalten gebliebenen rätoromanischen Waldnamen sind, wie wir sehen werden, nicht sehr zahlreich. SILVAPLANA So wird ein grosses Gebiet genannt, das an der Gemeindegrenze zwischen Balzers und Triesen liegt und die Balzner Flur I und IV so- wie die Triesner Flur XVI zum Teil umfasst. Heute ist da kein Wald mehr zu finden, sondern Silvaplana ist seit langem Weide- und Wies- land. Die Bevölkerung sagt denn heute auch nicht mehr Silvaplana, sondern «uf da langa Wesa». Erstmals wird unser Silvaplana am 6. Mai 1209 in einer Urkunde des Papstes Innocenz III. erwähnt, in der er dem Kloster Churwalden den Besitz dieser Liegenschaft bestätigte. (JBL 1902/17). In Urkunden der darauffolgenden Jahrhunderte scheint dieser Flurname immer wie- der auf und zwar in teilweise etwas geänderter Schreibweise, so «in Salvaplan» 1440, Selvaplon 1507, salveplanen 1513, Salfaplanen 1595, Hellfabianen 1595, Seilfabianen 1595. Triesen und Balzers übten die Atzung der Viehweide lange Zeit gemeinsam aus, was immer wieder zu Prozessen und damit zu urkundlichen Erwähnungen führte. Der Name ist leicht zu erklären: Silva (lat.), Selva (rtr.) = Wald; plan = eben, somit ebener Wald oder Ebenholz. In romanisch Bünden und auch in Tirol kommt dieser Flurname vielfach vor. 246
	        

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