Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1968) (68)

einander unverbunden sind und verschiedenes Fussbodenniveau auf- weisen (Abb. 2). Durch eine N-S verlaufende Stützmauer gegen den Berg entstand vor den Eingängen in die beiden Keller ein Vorraum, in den man über eine absteigende Treppe gelangte. Eng mit der Architektur der Kirche ist die 1429 und 1501 gemachte Erwähnung von der Lage der beiden Keller «unter der Kapelle» ver- bunden. Hätte diese mit ihrem Schiff bereits damals mit den Grund- rissen beider Keller übereingestimmt, kämen wir nun folgerichtig wie- der auf die Existenz eines in einer 2. Bauetappe vergrösserten Kirchen- raumes, der mit Poeschels «Apsis» in Zusammenhang gebracht werden müsste. Dass nun der Keller II vor dem Neubau von 1653/54 wirklich vor der eigentlichen ersten Kirche lag, jedoch unter einem Vorplatz oder Vorzeichen, beweist uns die aus der zweiten Hälfte des 16. Jhdts. stammende Nachricht über den Einsturz eines Kellers. Damit kann schwerlich der erste gemeint worden sein, weil sonst der gesamte Kir- chenboden in Mitleidenschaft gezogen werden musste, dies wäre auch der Fall gewesen, wenn der zweite Keller unter einem gegenüber dem Erstbau später verlängerten Schiff eingefallen wäre. Von keinesfalls gravierender Bedeutung war es jedoch, wenn sich die Bauschäden unter einem Vorplatz vor der Kirche äusserten. Eine für die Datierung der Keller aber auch der gesamten Kirchen- anlage nicht unwichtige Rolle spielt die aufgefundene Goldmünze im Westgemäuer des Kellers I, die von Ludwig IV, dem Bayer, seit 1302 Herzog (dux) von Oberbayern, stammt. Die Einlage einer Goldmünze deutet nicht nur auf eine kleine Mauerreparatur sondern vielmehr auf eine solche grösseren Massstabes hin, die zeitlich nicht früher als die Goldmünze aber auch nicht später als die Erwähnung zweier Keller «unter der Kapelle» — 1429 — erfolgt sein kann. Da 1415 bereits von einer mehrfachen Reparaturbedürftigkeit — was auf ein höheres Alter schliessen lässt — die Rede ist, ging man daran, die Bauschäden zu be- heben. Zu diesem Zweck wurden bekanntlich Ablässe gestiftet. Es wäre wohl verständlich, dass durch diese Vergünstigungen angespornt, bau- lich Erneuerungen stattfanden, und zwar im ungefähren Zeitraum zwi- schen 1415 und 1429 — als zum ersten Mal von 2 Kellern gesprochen wird. In dieser Zeit könnte die baufällige Westwand der Erstkirche fast bis auf die Grundmauern abgebrochen, in ihrer Basis wesentlich ver- 74
	        

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