Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1968) (68)

Aber auch vom historischen Standpunkt aus sind solche Gebäude erhaltenswert. Wie freut uns das Masescha-Kirchlein, weil es das ein- zige historische Denkmal in unserer Gemeinde ist, das uns an die Ein- wanderung der Walliser erinnert. Ebenso muss uns das alte Pfrundhaus freuen, weil es die Pfarrpfründe-Stiftung vor 200 Jahren wach hält. Überdies ist es ein Haus, das 200 Jahre Dorf- und Weltgeschichte mit- erlebt hat. Und was werden die 15 Pfarrherren, die darin wohnten, alles erlebt haben ! Ein Erlebnis sei hier erwähnt. Pfarrer Johann Baptist Schreiber,57) gebürtig von Mauren, am Berg von 1789— 1800, hat uns eine interessante Notiz im Anhang des älte- sten Jahrzeitbuches hinterlassen. Die Eintragung betrifft die Zeit der Franzosenkriege. Sie lautet: «Im Jahre 1799 den 13. und 15ten März kamen die Franzossen auf den Triessnerberg, plünderten und raubten mich Johann Baptist Schreiber d. z. Pfarrer alda, und auch meine Pfarr- kinder, an Wein, Fleisch etc. etc. und Haussgeräthschaften aus. Nach- hin erhielten wir eine französische Sicherheitswache: diese verbliebe durch 9 Täge bey uns. Den 22ten März nahmen die Franzossen den Gul- men ein; und behielten ihn besetzt 3 Täge, bis sie sich den 25ten März von Veldkirch in die Schweitz und Bündten zurückziehen mussten. Den 27ten März kamen die Kayserlichen und die Vorarlberger Scharpfschützen und Landmiliz hier an, und hielten den Triessnerberg bis den 19ten May besetzt, da die Franzossen in der Schweitz bis über Zürich zurückgetrieben wurden. Wornach ich öfters grosse und be- schwerliche Einquartierungen der Kayserl. Königl. Officiers gratis er- tragen musste: Mein Scheiterhauss ward in ein Pferdstall verwandelt, mein Pfarrhof ward viele Nächte nicht geschlossen und die Kayserl. Schildwache bewachte ihn und ich konnte viele Nächte in keinem Bette schlafen obschon ich fünf hatte etc etc.». 1964/65 wurde in grosszügiger Weise ein neues Pfarrhaus erstellt. Der Antrag dazu kam von der Gemeinde selber. Das sei hier lobend erwähnt. Am 15. Juni verliess ich die alte, einfache, noch von keinem Hauch modernen Wohnkomforts berührte, aber mir trotzdem durch 22 Jahre vertraute Pfarrbehausung und nahm Einsitz in die neue. 57) Stift-Jahrzeitbuch Triesenberg 1771/Anhang. - Vgl. auch JBL/Bd. 49, S. 105 f. 200
	        

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