Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1967) (67)

Die einzigen Zahlen sind bei Peter Kaiser überliefert: Bis zum Oktober 1629 habe die Pest allein in der Pfarrei Bendern sechzig Opfer gefordert, darunter den Abt Georg Heinlin und seinen Nachfolger Jakob Rauch sowie Pater Christoph, und es heisst, dass in der Pfarrei täglich neue Fälle auftreten. Viele unserer Vorfahren seien in die Alpen geflohen, aber das Wü- ten sei weitergegangen, heisst es an anderer Stelle, und unser Geschicht- schreiber berichtet, dass in unseren Landschaften 57 Häuser ganz aus- gestorben seien. Manche Erinnerung ist in den Sagen bewahrt: In Triesen sei der Friedhof zu klein geworden, und man habe die Toten, die im Winter vom Triesenberg auf Schlitten herabgeführt wurden, an anderen Stellen beigesetzt. Bei Grabungen auf dem Platze der alten Triesner Kirche sei ein Stein gefunden worden, der die Inschrift trug: «Ist das nicht eine grosse Plag, neunundneunzig Jungfrauen in einem Grab !» Noch im vergangenen Jahrhundert wurde in Vaduz erzählt, dass nach dem Erlöschen der Pest elf Männer, die einzig überlebenden Hausväter, in einem Hause am Altenbach zusammengekommen seien, um zu beraten, wie das Leben weitergeführt werden solle. Der heilige Sebastian galt als Pestpatron. Ihm weihte man die Ka- pelle in Nendeln; auch die Wallfahrt am Sebastianstag nach Masescha ist als Dank für das Erlöschen der Krankheit zu verstehen, und der Hochaltar der Marienkapelle in Triesen erinnert in seinem Altarblatte mit dem Motive von «Gottes Zorn», einem sogenannten Pestbild, an die Seuche, die als Strafe Gottes für die Sünden der Menschen angesehen wurde: Christus ist im Begriffe, drei Speere gegen die Erde zu schleu- dern, die Krieg, Pest und Hungersnot bedeuten sollen. Zu seinen Füssen kniet Maria und bittet für die Menschen um Gnade. Wie schwer muss doch die Not auch in unserem Lande gewesen sein ! GESUCH AN WALLENSTEIN Die Besetzung war vollzogen, die Bündner konnten an einen Wider- stand nicht mehr denken, aber gerade in dieser Zeit gab es in unserem Lande neue Bedrückungen: In der «Vaduzer Armutei», wie sich Graf Kaspar ausdrückt, waren vier Kompanien in die Winterquartiere ge- 100
	        

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