Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1967) (67)

brachte er als Zeichner und Lithograph in Zürich, München und Augs- burg. Im Jahre 1898 liess er sich in Berlin als «freier Künstler» nieder. Erst mit 38 Jahren ging er zum Lehrfach über, und zwar mit einer Anstellung an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Magde- burg. Von 1903 bis 1912 erteilte er an dieser Anstalt Fachunterricht für Buchdrucker, Lithographen und Zeichner für das Buchgewerbe; ferner gab er Stunden im Aktzeichnen und leitete eine Fachklasse für Textilarbeiten sowie Bildungskurse für Handwerker. Er arbeitete sich in die neue, anspruchsvolle Aufgabe rasch ein, und schon 1906 wurde ihm in Anerkennung seiner Leistungen der Professortitel verliehen. Obwohl Nigg ein schönes Verhältnis zu seinen Schülern hatte, herrschte leider ein unkollegialer Geist im Lehrkörper der Anstalt, so dass ihm mit der Zeit ein Stellenwechsel wünschenswert erschien. Deswegen war Prof. Nigg froh, als er 1912 Gelegenheit hatte, seinem ehemaligen Direktor nach Köln zu folgen, wo er eine Stelle an der Werkschule er- hielt. Hier vollzog sich der Rest seiner Berufslaufbahn: Er war von 1912 bis 1931 an der Kölner Anstalt tätig. Anfänglich unterrichtete er mehr oder weniger die gleichen Fächer wie in Magdeburg, aber später durfte er sich ganz dem Textilfach widmen. Im Jahre 1926 war ihm ein Herzenswunsch erfüllt, als er sich weiter spezialisieren konnte, in- dem die erste Spezialklasse für kirchliche Textilkunst (Paramentik) in Deutschland unter seiner Leitung eröffnet wurde. Nach seiner Pensio- nierung zog er 1931 nach dem Heimatort Vaduz, wo er sich bis zu seinem Tode mit künstlerischem Schaffen beschäftigte. Neben seiner Lehrtätigkeit in Magdeburg und Köln führte Nigg zahlreiche private und öffentliche künstlerische Aufträge aus. Ausserdem schuf er im stillen — besonders im Ruhestand in Liechtenstein — viele bedeutende Kunstwerke (Stickerei und Graphik), die vorwiegend religiöse Motive in einem kräftig eigenwilligen Stil aufweisen. In mehreren Punkten hat Ferdinand Nigg eine auffallende Ähnlich- keit mit seinem grossen, auch in Deutschland wirkenden Landsmann, Josef Rheinberger, besonders insofern, als sich bei seiner Tätigkeit eine glückliche Verbindung von Lehramt und Künstlertum feststellen lässt. Auch wenn manches andere grundverschieden ist, liegt bei der Erzie- herpersönlichkeit viel Gemeinsames vor. Trotz seines weichen Gemüts war Ferdinand Nigg ein strenger, aber gerechter Lehrer, der immer fleissige Arbeit verlangte und selten Lob spendete. Sein Untericht war sehr erfolgreich: Manche Schülerinnen seiner Stickereifachklasse be- 166
	        

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