Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1967) (67)

Kleinere Reibungen an unserer Landesgrenze konnten beigelegt werden. Ulrich von Ramschwag, Hauptmann und Burgvogt auf Guten- berg, klagt im August bei den Drei Bünden, dass zwei Untertanen, die vom Domkapitel nach Chur zitiert worden seien, gefangengenommen wurden, und später, dass auf Befehl des französischen Gubernators zwölf Saumrosse mit Säumen Salz und Weingeschirr weggenommen worden seien. Wir erfahren nichts von der Schlichtung, aber sie scheint zustandegekommen zu sein. Im Jahre 1636 mehren sich die Anzeichen der Unzufriedenheit der Bündner mit der französischen Herrschaft. Man hatte ihnen verspro- chen, das Veltlin zu befreien und zurückzugeben. Der Herzog Rohan hatte guten Willen dazu, aber die Erfüllung des Versprechens passte nicht in das politische Konzept des Staatsmannes Kardinal Richelieu, dem der Herzog unterstand. Oberst Georg Jenatsch war das Haupt der Gegenbewegung, die er in aller Heimlichkeit und den Herzog bis zuletzt täuschend voller Ränke ins Werk setzte. Die Geschichtschreiber beurteilen seine Per- sönlichkeit widerspruchsvoll, war er doch schon vor dem Aufstand der Prätigauer fanatischer Gegner Österreichs und der katholischen Poli- tiker in Bünden gewesen, er hatte im Heere Mansfelds als Emigrant ge- kämpft und war 1624 Hauptunterhändler mit den Franzosen, mit deren Truppen er ins Land zurückkehrte. Nun aber hatte er die Konversion zum katholischen Glauben vollzogen und in Innsbruck mit Erzherzogin Claudia und ihren Räten verhandelt. Der Zeitpunkt war äusserst gün- stig, denn man fürchtete dort immer, Rohan wolle mit seinen Truppen in Tirol oder Vorarlberg einbrechen. Wie immer man seine wechselnde Haltung beurteilt, niemand kann ihm seinen Patriotismus absprechen, der, mit persönlichem Ehrgeiz ge- mischt, darauf zielte, sein Heimatland von jeden fremden Truppen zu befreien, und die Entwicklung hat ihm bald nach seiner grausamen Ermordung recht gegeben. Die Sorge vor bevorstehenden Unruhen veranlasste Österreich, die Besatzung auf seiner Festung Gutenberg um dreihundert Mann zu ver- stärken, und in Lindau stand General Gallas bereit zum Einmarsch, falls Jenatsch ihn rufe. Die Gerüchte, dass Rohan mit einem bündnerischen und französi- schen Heere in Tirol einbrechen wolle, veranlassten Erzherzogin 106
	        

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