Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1967) (66)

Im Gegensatz zu Feldsberg, wo Ospel an einen vorhandenen Ge- bäudekomplex und an das Terrain streng gebunden war, konnte er in Wilfersdorf infolge der freien Lage viel grosszügiger planen. Taf. VI (Abb. a) In der Gesamtlage sind Stiltendenzen spürbar, deren Wurzeln im italienischen Barock zu suchen sind. Die Eigenart dieser Planung liegt vor allem in den Hofflügeln, die eine für Ospels Frühzeit typische Gestaltungsform zeigen, die er sich wahrscheinlich während seiner Lehrzeit bei Ferdinand Galli-Bibiena angeeignet hat. Etwas Ähnliches treffen wir in Feldsberg, wo er dem, durch den alten Bau gegebenen inneren Ehrenhof, eine grosse quergestellte Rampenanlage vorsetzt. Taf. I. (Abb. b). Das Schloss Wilfersdorf zeigt am deutlichsten Ospels technische und fortifikatorische Kenntnisse, ein Produkt seiner militärischen Erziehung. Die Kriegs- und Befestigungsbaukunst mit ihrem Denken in weiten Freiräumen zeigt sich besonders auffallend in den beiden Ehrenhöfen. Diese werden von einer gemeinsamen Raumachse durchdrungen, welche den Blick auf den Mittelrisalit der Hauptfassade des Schlosses lenkt. Der Baukörper wird durch diese gemeinsame Achse in den Freiraum miteinbezogen. Dieses architektonische Denken über den Baukörper hinaus war in jener Zeit in Italien nichts Neues mehr und es ist nahe- liegend, dass Ospel seine Anregungen für die Gestaltung dieser Ehren- höfe von oberitalienschen Schlossanlagen sowie von der elliptischen Platzform der Peterskirche in Rom her empfing. Diese Vermutung mag ohne weiteres der Wirklichkeit entsprechen, da Ospel wie wir ja wis- sen, längere Zeit in dieser Stadt studierte und daher auch die Platz- anlage von St. Peter gesehen haben muss. Das Wilfersdorfer Schloss veranschaulicht am deutlichsten die Eindrücke seiner Italienreise. Bezüglich seiner Freiraumgestaltung muss ferner gesagt werden, dass Ospel dabei ähnliche Ideen verfolgt, wie sie auch bei Schlossan- lagen Hildebrandts zu beobachten sind. Man vergleiche damit nur Hildebrandts Gartenpalast Mansfeld-Fondi in Wien.1) Bau und Frei- raumgelände erscheinen hier ebenso wie beim Liechtensteinischen Bau einseitig nach der Tiefendimension gesteigert. Das Projekt von Wilfers- dorf zeigt deutlich, dass Ospels Ausbildung im Auslande sich nicht nur auf fortifikatorische Aufgaben beschränkte, sondern sich auch auf die ') B. Grimschitz : Johann Lukas von Hildebrandt, Wien 1959. 86
	        

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