ANMERKUNGEN ') P. Levy, Geschichte des Begriffes «Volkslied», 1911. -) Das «Heidenröslein» war ursprünglich ein Volkslied. Goethe hat es im Elsaß aus dem Munde des Volkes aufgezeichnet, leicht überarbeitet und dann unbekümmert in die
Ausgabe seiner Gedichte aufgenommen. (Volks- lied-Fassung abgedruckt bei Herder, Volkslieder II. Nr. 23). 3) Mayr Aug., Das Hirtenave aus Liechtenstein. Jhb. d. Hist. Ver. f. d. Fürsten- tum Liechtenstein 1931, S. 103. — Ein Walliser Hirten-Ave aus Liechtenstein. Zeitschr. f. Volkskunde, Wien 1931, S. 89. — Es wäre einmal zu untersuchen, ob und inwieweit dieser Alpsegen mit spätmittelalterlichen Heische-Sprüchen in Zusammen- hang steht. Man vergleiche damit etwa das «Klopfan-Lied» von Hans Rosenplüt (Schnepperer) aus dem 15. Jahrhundert Klopf an, klopf an ! ein selig neus Jahr geh dich an ! Alles, das dein Herz begehrt, des wirst du zu diesem Jahr gewährt. Klopf an noch mehr ! dass dir widerfahr alle Ehr' und alle Glückseligkeit, des helf uns Maria, die reine Maid ! der lieb Herr Sant Sebold, der behüt' uns und hab' dich hold ! der lieb Herr Sant Moritz, der behüt' dir Sinn und Witz ! und die elftausend Maid' behüten dich vor allem Herzeleid ! der lieb Herr Sant Veit, der behüt' dich zu aller Zeit ! der lieb Herr Sant Martein, der müss' allzeit dein Gefährte sein ! Sant Niklas, der heilig Himmelsfürst, der bescher' dir Wein gnug, wenn dich dürst' ! Gott will dir geben als viel Ehr'n, als manig der Himmel hat Stern', und so viele gute Zeit, als viel Sandkörnlein im Meere leit, und darnach das ewig Leben, das müss' dir Gott mit Freuden geben ! das wünsch ich dir zum neuen Jahr, sprich amen, dass es werde wahr ! (Aus: Von der Leyen, Deutsche Dichtung d. frühen und hohen Mittelalters, Inselverlag Frankfurt, S. 724 f.). 65