Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1967) (66)

deswegen auch keine Schlachtfeiern. Eine Sitte, die mit der Schlacht bei Frastanz zusammenhängt, soll jedoch hier beschrieben werden. Als die Schwei- zer und das Heer Maximilians an der Jll einander gegenüberstanden, hat bekanntlich Heine Wolleb von Urseren den Feind umgangen. Ein Liechten- steiner namens Uoli Mariss führte ihn vom Schaanwald hinauf auf das Älpele am Fuss der Drei Schwestern und von dort hinunter gegen Frastanz. Bei dem traurigen Ausgang der Schlacht ist es begreiflich, dass die Anwohner dem Uoli kein gutes Andenken bewahrt haben. Wenn in der Folge das Wetter sich gar nicht recht einstellen wollte, gingen die Leute von Mauren in offizieller Pro- zession nach St. Ilga in Tosters. Wenn das nichts nützte, griff man zu einem richtigen Zauber. Eine Schar Mädchen und Frauen fanden sich zusammen und pilgerten nach Maria Ebene. Dort beteten sie einen Rosenkranz, aber statt eines Geheimnisses fügten sie in der Mitte des Ave Maria immer die Ver- wünschung ein: «Verfluocht und vermaledeit sei der Uoli Maris». Und wenn sie das fünfzigmal getan hatten, so waren sie überzeugt, dass nun das Wetter bessern werde. Das nannte man «den Uoli Maris verfluchen». Vor etwa hun- dert Jahren hat der Bischof von Feldkirch diese sonderbare Wallfahrt verboten». S. Exz. der Bischof von Feldkirch, an den ich mich wandte, gab mir bekannt, dass gründliche Nachforschungen im Archiv dieses Verbot nicht bestätigt hätten. Gleichzeitig aber machte er mich auf das Beste- hen einer Publikation aufmerksam, die für meine Nachforschungen von grösster Wichtigkeit sei, nämlich auf die «Topographisch-historische Be- schreibung des Generalvikariates Vorarlberg» von Dr. Andreas Ulmer. b) Im VI. Band «Dekanat Sonnenberg», dieses eben erwähnten vielbändigen Werkes ist auf Seite 138 im Bezug auf Uli Mariss folgen- des zu lesen: «Die Nachricht über den Verrat eines gewissen Uli Mariss aus Schaan, der die Schar Wollebs über den Rojaberg in den Rücken der Letzeverteidiger geführt haben soll, will man als eine Sage bezeichnen, da sie erst beinahe 200 Jahre nach diesen Ereignissen in Pruggers Feldkircher Chronik auftauchte und, wie in ähnlichen Fällen, so auch hier der verlierende Teil als Sündenbock einen Verräter gefunden haben soll. Hiergegen ist jedoch zu bemerken, dass schon das Frastanzer Pergament-Kalendarium, dessen früheste Eintragung im Jahre 1436 erfolgte, unter dem 20. April diesen Verräter Mariss aus Schaan, genannt «ob der Kirchen» anführt, und zwar gehört diese Eintragung zufolge ihres Schriftcharakters noch mindestens der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts an. Als durchaus glaublich aber erscheint eine andere Uberlieferung nämlich jene von dem wackeren Hirtenbub auf dem Alple, der das Herannahen der Feinde auf dem Berge sichtete und von Amerlügen aus den Seinigen signalisierte, in dem er so mächtig in sein Alphorn blies, bis er tot zu Boden sank. Diesem jungen Helden zum ehrenden Andenken errichteten nachmals 40
	        

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