Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1967) (66)

wärtigen Angelegenheiten des Kaiserhofes entscheidend im politischen Geschehen seiner Zeit stehend, war er rastlos im Dienste des Staates tätig. Als Mann von vielseitiger Bildung wahrte er auch geistige Interes- sen und gründete die Kinsky'sche Bibliothek. Ähnlich ist der Lebensweg seines 
Bruders Wenzel Norbert Oktavian: Auch er besuchte Universitäten, bildete sich auf Reisen und trat dann in den Staatsdienst ein, stieg zum Oberstkanzler von Böhmen auf, und er entwickelte in diesem Amte eine rege Tätigkeit zum Aufschwung von Handel, Gewerbe und Verkehr. In Wien war er Hofkanzler, und in kaiserlichem Auftrage regelte er strittige Grenzfragen mit Bayern. Beide Brüder wurden mit dem Orden vom Goldenen Vliess ausgezeichnet, eine Seltenheit in der Geschichte eines Adelsgeschlechtes. Noch höher in Ämtern und Würden stiegen aber seine Söhne: Stefan Wilhelm trat nach absolvierten Studien zuerst in den Militär- dienst, wurde Oberst der Kavallerie, widmete sich dann aber der diplo- matischen Laufbahn. 1721 bis 1726 war er Gesandter in Moskau und anschliessend bis 1732 Botschafter am Königshofe in Paris, fünf Jahre bevor Fürst Josef Wenzel von Liechtenstein dieses Amt antrat. Nach seiner Rückkehr übernahm er verschiedene Ämter in Böhmen. Anläss- lich der Wahl des Gemahls der Kaiserin Maria Theresia, Franz L, zum deutschen Kaiser wurde Graf Stefan Wilhelm am 1. Januar 1747 nach dem Rechte der Primogenitur in den Reichsfürstenstand erhoben, und er ist somit der erste Fürst aus dem Hause Kinsky. Die Urkunde des Kaisers hebt die Verdienste des Hauses hervor und lobt wörtlich «die fürtrefflichen, getreuen und erspriesslichen Dienste, welche das uralt-herrliche Geschlecht der Grafen Kinsky von Wchinitz und Tettau unseren Vorfahren am Heiligen Römischen Reich, römi- schen Kaisern und Königen, nicht weniger dem durchlauchtigsten Erz- haus Österreich seit urvordenklichen Jahren zu Kriegs- und Friedens- zeiten mit ganz besonderem Eifer unablässig geleistet hat». Nicht geringer sind die Verdienste seines jüngeren 
Bruders Philipp Joseph, der von 1728 bis 1735 Gesandter in London war. Gleichzeitig stehen somit zwei Brüder an entscheidenden Posten der Aussenpolitik Österreichs und des Reiches. 1738 wird er oberster Kanzler von Böhmen 21
	        

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