Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1967) (66)

Im Jahre 1611 drang passauisches Kriegsvolk in Böhmen ein, und nur der Entschlossenheit und Tapferkeit der drei Brüder Wenzel, Wil- helm und Ulrich war die Rettung der Hauptstadt Prag zu verdanken, eine Tat, die sie in höchstes Ansehen im böhmischen Vaterlande erhob. Geradezu dramatisch ist das Leben und Schicksal dieser Brüder: Wenzel Wchinsky war Katholik, und als Rat und Kämmerer des Königs Mathias von Ungarn wandte er seinen Einfluss auf, um die Wahl seines Herrn zum König von Böhmen durchzusetzen. Im Bruder- zwist zwischen Kaiser Rudolf II. und Mathias stellte er sich (wie übri- gens auch der damalige Obersthofmeister des Kaisers, Karl von Liech- tenstein) auf die Seite des Königs Mathias, aber er lavierte zwischen dem protestantischen Adel und dem Könige so lange hin und her, bis er das Vertrauen beider Richtungen verlor und vom Könige, der sich durch ihn hintergangen fühlte, zu lebenslänglicher Haft auf einem Schlosse verurteilt wurde. Er entfloh daraus und wurde alsbald von den protestantischen Ständen in harte Gefangenschaft gesetzt, aus der ihn ihre Niederlage in der Schlacht am Weissen Berge befreite. Wilhelm war Oberst und unbedingter, eifriger Anhänger des Feld- herrn Wallenstein. Obwohl er mit dem protestantischen Adel gegen die Wahl des Habsburgers Ferdinand zum König von Böhmen gestimmt hatte, bewirkte Wallenstein doch, als er auf der Höhe seines Ruhmes stand und beim Kaiserhofe grössten Einfluss hatte, seine Erhebung in den Grafenstand, die im Jahre 1628 vom Kaiser vollzogen wurde. Bis zu seinem Lebensende hielt er dem grossen Feldherrn die Treue. Er war der Verbindungsmann Wallensteins zum französischen Staatsmann Kardinal Richelieu, und er riet dem Feldherrn persönlich ab, seinen Gegnern am Kaiserhofe nachzugeben und von seinem Amte zurück- zutreten. Mit einer Reihe anderer Offiziere verpflichtete er sich in der bekannten Konvention von Pilsen, nur von Wallenstein und nicht mehr vom Kaiser Befehle entgegenzunehmen. Verlassen von den meisten Generälen und bedroht durch die Anhänger des Kaisers, die ihn des Verrates verdächtigten, zog sich Wallenstein nach Eger zurück, und dort bewirtete Graf Wilhelm Kinsky noch am Mittage des 25. Fe- bruar 1634 seine vermeintlichen Freunde, unter denen in Wirklichkeit mancher Feind war. Beim Bankett des gleichen Abends wurde er mit Illo, Trcka und Neumann ermordet, während Wallenstein in seinem 18
	        

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