Am späten Nachmittag brach ein Unwetter los, der Sturm tobte, am Morgen war es bitterkalt, und knietief lag der Schnee. Mit Mühe wurde von den Alpen abgefahren, aber an die Schmalzbettler dachte niemand mehr. Als im kommenden Jahre die Gritschner im Juli wieder zum ersten Male ins Naaf fuhren, da sahen sie auf der Vermaleshöhe die zu Stein erfrorenen Schmalzbettler mitten unter Felstrümmern. Nun wussten sie. warum die Schmalzbettler nicht wiederkamen. Von da an heisst die Vermaleshöhe bei den Hirten das «Bettlerjoch». DER GEIST IN DER ALPHÜTTE 123 In der Alpe Valüna war ein Hüterbub, ein Fronfastenkind, der sagte einmal zum Senn: «Jede Nacht kommt einer in die Stube und legt sich auf die Bank hinter den Tisch». Die Türe war aber immer fest ge- schlossen. Der Senn liess sich in den folgenden Nächten vom Buben wecken, sah aber nichts. Schliesslich legte er sich einmal neben ihn, und der Bub gab ihm um Mitternacht einen Stoss. Schnell machte der Mann Licht, und der Bub rief ihm zu: «Grad jetzt ist er durch die Tür hinaus- geschloffen, schnell wie ein Pfeil». Nun gab der erfahrene Mann dem Jungen den Rat, jeden Abend für den Geist ein Vaterunser zu beten und ihm das Weihwasser zu geben. Es half, und von jetzt an war wieder Ruhe in der Hütte. DER GRITSCHER GEIGER 124 Einmal vergass ein Senn von Gritsch seine geweihten Sachen, als sie im Herbst von der Alpe fuhren. Schon die erste Nacht, die er zu Hause verbrachte, kam ein Geist zu ihm und teilte ihm mit, er hätte etwas vergessen. 96