Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

Unsere Sagen In der Zeit der Romantik sammelten die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm deutsche Volkssagen und Märchen, die begeistert aufgenommen wurden und viele Forscher anregten, das alte Volksgut zu sammeln und zu pflegen. In unserem Lande gibt Peter Kaiser in seiner «Geschichte des Für- stentums Liechtenstein» im Jahre 1847 erstmals im historischen Zu- sammenhange einzelne Sagen wieder. Der Montafoner Landschaftsarzt Dr. Franz Vonbun veröffentlicht 1858 die «Sagen Vorarlbergs» mit Bei- trägen aus Liechtenstein. Er war mit Lukrezia Wolfinger aus Balzers verheiratet, und über sie wurde er zum ersten Sammler des Sagengutes unserer Heimat. In seinem Werke «Beiträge zur deutschen Mythologie, gesammelt in Churrätien», erschienen 1862, finden wir neue Forschungs- ergebnisse. Er schreibt darin bedauernd, dass das ganze Fürstentum Liechtenstein in der Sagenliteratur, dem sonst allerwärts in Deutschland so sorgsam gepflegten Zweige deutscher Forschung und Wissenschaft, gar nicht vertreten ist. Es dauert aber genau noch fünfzig Jahre, bis der Sprachforscher Dr. Josef Huber in den Schriften der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde wieder einen kleinen Beitrag über Sagen aus Liechtenstein veröffentlicht, und 1916 legt Dr. Albert Schädler im Jahrbuch des Hi- storischen Vereines die Ergebnisse seiner Sammeltätigkeit in der Arbeit «Liechtensteinische Volksbräuche und Volkssagen» nieder. Erst 1948 gibt H. F. Walser die «Sagenumwobene Heimat», das erste liechten- steinische Sagenbuch, heraus. Ich vereinige in dieser Arbeit das Sagengut, das bereits veröffent- licht, zum Teile aber nur schwer erreichbar ist, mit bisher unbekannten Erzählungen. Seit zwölf Jahren sammele ich selbst und über Schüler, und den vielen Helfern ist es zu danken, dass hier etwa huhdertdreissig neue Sagen und Geistergeschichten zu finden sind. Es ist bestimmt ein Gebot der Stunde, sich um die alten Uberliefe- rungen zu bemühen, denn die Zeit ist nicht mehr fern, in der niemand zu finden sein wird, der aus lebendigem Interesse von den Geheimnis- sen zu erzählen weiss, die in unseren Sagen immer mitschwingen. 15
	        

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