Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

DER BRAUNE SARG 105 «Mutter, schau, da kommt das Nachtvolk von Planken ! Es ist ein Leichenzug mit einer Jungfrau, aber merkwürdig, sie liegt in einem braunen Sarge». So sagte ein Mann zu seiner Frau, die aber sah nichts. Bald darauf starb wirklich in Planken eine Jungfrau, und man brachte sie in einem braunen Sarge, weil gerade kein Maler im Dorf droben war zum Anstreichen. DAS NACHTVOLK AM .WANGERBERG 106 Ein Schulbub wurde von der Mutter zum Brunnen geschickt, um Wasser zu holen, denn in den Häusern gab es damals noch keines. Er nahm einen Kübel und ging hinaus in die Finsternis. Plötzlich sah er einen Leichenzug, der in der Richtung der Kirche ging. Voran trug man ein Kreuz, dann kamen Klosterschwestern, und dann trugen sie einen Sarg. Vor Schrecken liess der Bub den Kübel fallen und eilte heim, so schnell er konnte. Die Mutter lachte ihn noch aus. Am nächsten Tage starb ein Nachbar, und merkwürdig, der Bub hatte an ihn gedacht, als er das Nachtvolk gesehen hatte, obwohl der Alte gar nicht krank war. DAS BELAUSCHTE NACHTVOLK 107 Ein Bauer ging spät in der Nacht aus dem Wirtshause heimzu. Im Steinort sah er vor einem Hause das Nachtvolk und hörte es laut beten. Weil er aber wusste, dass es nicht gut ist, der Geisterschar zu begegnen, floh er hinter ein anderes Haus und streckte neugierig den Kopf hinter einer Ecke hervor, um es einmal genau zu betrachten. Bald zog die Schar weiter, und als sie dort vorbeikamen, wo er vorher gewesen war, beteten sie nur mehr leise und verschwanden bald hinter der nächsten Wegbiegung.
	        

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