Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

DER GANG INS TOBEL 61 Es ist öfter geschehen, dass Geister von Verstorbenen, die «Tobel- hocker» waren, irgendwo gesehen wurden, wo der Weg ins Lawenatobel geht. Es heisst, dass neun Generationen lang die Nachkommen der Tobelhocker am Fluche tragen — heute wäre er also bestimmt schon wirkungslos. Ein Triesner aus einer solchen Familie war nach Amerika ausge- wandert; eines Tages sah ihn ein Triesnerberger «im Blüemler», einer Flur, die oberhalb des Tobels liegt, und konnte sich nicht erklären, wie der «Amerikaner» dort hinaufkomme. Bald kam aus Amerika die Nach- richt, der Mann sei gestorben. Ein Bauer ging vom Guggerboden, wo er gefüttert hatte, gegen das Dorf, da begegnete ihm im Wald ein Bekannter, aber er antwortete nicht auf den Gruss und schritt lautlos weiter. Im Dorf erfuhr der Bauer, dass der andere gestorben war. So war er also hinausgegangen zum Tobel. Eine Schaanerin kam von einem Besuche aus Balzers zurück. Dort, wo es zum Lawenatobel abzweigt, sah sie eine Gestalt dem Tobel zu- schreiten, und sie erkannte eine Verwandte, die in Amerika lebte. Da- heim erzählte sie von der Begegnung, aber niemand glaubte ihr. Aus Amerika aber kam die Nachricht vom Tode der Tante. Ein Triesner glaubte nicht an den Fluch und liess sich die Liebe zu einem Mädchen aus einer solchen Familie nicht nehmen. In der Nacht aber begenete ihm eine Frauengestalt auf dem Weg zum Tobeleingang. Als er am Morgen hörte, sie sei gestorben, wagte er seine Stubertigänge nicht mehr. Ein österreichischer Finanzer, der in Triesenberg wohnte, schritt von einem Dienstgang aus der Lawena heimzu. Da begegnete ihm eine Nachbarin, die aber auf Gruss und Ansprache keine Antwort gab. Im Dorfe kündete zu seiner Überraschung das Totenglöcklein das Sterben dieser Frau, und er erzählte sein Erlebnis. Seine Aussage machte aber böses Blut, und er wurde aus dem Lande versetzt. 63
	        

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