Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

rauschte wie noch nie und begrub den Reichen unter sich und mit ihm Haus und Hof. Sein Gesinde war in dieser Nacht gerade in Schaan beim Tanz. Wenn Vollmond ist, schwebt der Geist des hartherzigen Bauern über die Rüfe, und man kann sein verzweifeltes Kreischen hören. Noch im- mer hat seine Seele keine Ruhe gefunden. MARKSTEIN-VERRÜCKUNG 35 Ein Mann aus Balzers ging einmal um die Geisterstunde von der Luziensteig herunter. Auf Prad hörte er auf einmal seinen Namen rufen. Als er sich verwundert und erschrocken umschaute, sah er im Mond- schein einen Mann bei einem Markstein stehen, und dieser winkte ihm, sich zu nähern. Als der Balzner zögerte, kam der Unbekannte selbst herbei und führte ihn zum Grenzstein. Dort forderte er ihn auf, den Stein an einer bestimmten Stelle einzusetzen. Er kam dieser Aufforde- rung nach. Jetzt stand der Mann in schneeweisser, verklärter Gestalt da und wollte für seine Erlösung mit einem Händedruck danken. Noch mehr erschrocken, bot ihm der Balzner seinen Stecken dar. Am anderen Morgen erhob er sich mit gebleichten Haaren vom Lager, und in dem Stocke waren eingebrannt fünf Finger zu sehen. MARKSTREIT AM KATHARINABRUNNEN 36 Zwei Burschen aus Balzers kehrten von einem Feste auf der Luzien- steig heim. Da sahen sie nahe der Landstrasse zwei Männer, die sie nicht erkennen konnten, um die Grenze zweier Grundstücke streiten. Die Balzner dachten: Eigentlich sollte man ihnen helfen können. Aber sie gingen doch weiter. Kaum waren sie daheim, da klopfte es an den Fensterladen. Es war, wie sie geahnt hatten: Die unheimlichen Fremden standen draussen und fragten unfreundlich: «Was habt ihr gedacht, als ihr bei uns vor- 46
	        

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