Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

Zur Strafe hiefür geistet er nun an dieser Stelle und wurde schon zu wiederholten Malen dort gesehen als warnendes Beispiel für Wucherer und Betrüger. Aus dem Wasser des Brunnens hört man manchmal murmelnde Geräusche, und sie werden als die Worte des Wucherers gedeutet: «Achtzig für hundert». Es wird auch erzählt, dass der Wucherer einst auf dem Heimweg von der Strasse abgekommen und in dem sumpfigen Gelände, das früher dort gewesen ist, versunken sei. Immer tiefer zog es ihn hinab, rettungslos, und zum Schlüsse hob sich nur mehr eine aufgereckte Hand empor. DER R.Ü FEGEIST 34 Es war zur Zeit, als das Ebenholz noch zu Schaan gehörte. Das Ge- biet um die Rüfe war noch unverbaut; nur ein reicher Mann hatte draussen Haus und Hof, und die Felder gehörten ihm, so weit man sah. Eines Morgens kam eine Frau zu ihm und bat: «Gib mir eine Pflanze aus deinem Garten, mein Kind ist krank, und nur die Wurzel dieses Krautes kann ihm helfen». Gleichgültig und roh wies er die Mutter ab. In wenigen Tagen starb das Kind. Bald darauf bettelte eine andere Frau um ein Mass Korn, denn sie und ihre Kinder hatten nichts mehr zu essen. Das machte dem Reichen gar nichts aus, denn er hatte ja genug, und er jagte die Frau fort. Die Kinder aber verhungerten. Ein drittes Mal kam eine Witwe und bat ihn, Knechte zu schicken, damit sie das Dach ihres Hauses mit Steinen beschweren. Der Bauer jagte auch diese Frau davon. In der Nacht heulte der Föhn durch das Land, drückte das Dach des Hauses ein und begrub Frau und Kinder unter den Trümmern. Von nun an hatte der hartherzige Mann immer den Drang in sich, zur Rüfe hinaufzugehen, er wusste selbst nicht warum, und hatte un- heimliche Angst. Als er es einmal doch tat, erschienen ihm die Men- schen, deren Tod er verschuldet hatte. Plötzlich donnerte es, die Rüfe 45
	        

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