Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

DER GEIST AUF GAPFAHL 31 Ein Küher trieb das Vieh aus und ruhte auf einem Stein aus. Als er zur Hütte zurückkehren wollte, sah er eine Gestalt vor sich, schlank und mit grünem Mantel. Es war ein Geist, der keinen Kopf hatte. Mit kreideweissem Gesicht trat der Küher in die Alphütte ein, und alle starrten ihn entsetzt an. Erst nach einer Stunde konnte er berichten, was er gesehen hatte. Der Senn aber wusste Bescheid: Vor langer Zeit hatte ein jähzorni- ger Senn einem Buben mit einer Waldaxt den Kopf abgeschlagen, und jetzt habe seine arme Seele keine Ruhe, und er müsse ohne Kopf geisten. DER GEISTERSPUK IN DER RIETHÜTTE 32 Früher hielten die Balzner Bauern noch viele Schafe und trieben sie im Sommer auf den Ziegerberg. Gewöhnlich wurden zwei Buben als Hirten angestellt, und man gab ihnen eine Geiss mit oder zwei, damit sie Milch hatten. Als zwei Buben einmal am Abend ihre Ziegen suchen mussten, hörten sie in ihrer Nähe eine ächzende und seufzende Stimme, sahen aber nichts und liefen voll Angst in die Hütte. Die unheimliche Stimme kam aber immer näher, und plötzlich wurde es ganz still. Da schlug es die Hüttentüre lange Zeit auf und zu, dass es in den Balken krachte. Nach alter Sage soll in der Riethütte ein Senn einen Buben erschla- gen haben, aus Zorn darüber, weil er ihm immer Rahm geschleckt hatte. Um seine Untat zu verbergen, trug er den Buben von der Hütte weg. Das Geisten ist seine Strafe. DER PFANDBRUNNEN 33 In den Binsen in Mauren ist der Pfandbrunnen. Dort lebte in alter Zeit ein gottloser Wucherer und Leuteschinder. Meistens gab er seine Darlehen bloss fünfzig oder höchstens achtzig für hundert, und so nützte er die Not seiner armen Mitmenschen in der gewissenlosesten Weise aus. 44
	        

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