Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

hängt. Den musst du mir wegnehmen, dann bin ich erlöst. Du wirst auf dieser Welt immer Glück haben, und auch der Himmel ist dir sicher». Der Bauer versprach ihr, den Wunsch zu erfüllen. Auf einmal vernahm er ein Rauschen und Tosen, als ob die Welt unterginge. Plötzlich stand er vor einem grossen Felsen. Mit weitauf- gesperrtem Rachen kam wirklich eine Schlange auf ihn zu, die einen Schlüssel umgehängt hatte. Als sie aber ganz nahe bei ihm war, fürch- tete er sich, wich aus und sprang auf die Seite. Jetzt stand wieder die Klosterfrau vor ihm, weinte bitterlich und klagte: «Viele Jahre kann es wieder gehen, bis jemand die Stunde trifft, in der ich hier bin, und wer weiss, ob dieser dann den Mut hat, mich zu erlösen». Mit einem Seufzer verschwand die Klosterfrau. DER SÜCCA-KERES 23 Die Alpe Sücca am Kulm hat früher einmal dem Fürsten gehört. Auf dieser Alpe hat es einen Sennen gehabt, der hat Keres geheissen. Als dieser Senn wurde, hat er schwören müssen, dass er treu und redlich dienen wolle. Er hat es aber nicht getan und hat seinen Herrn betrogen. Er hat ihm Käse und Butter heimlich fortgetragen und in Triesen ver- kauft. Beim Guferwald ist er auf- und abgegangen. Wie der Keres gestorben ist, hat man ihn in Triesen begraben. Als man ihn dann später wieder ausgraben wollte, habe er drei Finger durch die Erde heraufgestreckt, und er sei noch ganz so gewesen, wie man ihn begraben habe; nur sei er schwarz gewesen, und man habe ihn auf der Stelle wieder zugedeckt. Auf der Sücca habe hernach niemand mehr Knecht sein wollen, und kein Senn habe es dort aushalten können, weil der Keres in der alten Sennhütte gegeistert habe. Wenn die Leute aus dem Malbuntal und Älpelti gekommen seien, so hätten sie ihn oft aus dem Fenster heraus- schauen gesehen, mit der Lederkappe und dem Lendenschurz, genau wie damals, als er noch Senn war. Da habe man einen Geistlichen holen lassen, der habe ihn schliess- 38
	        

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