Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

Die Sonne sank, und froh rüsteten sich die Mädchen zur Heimkehr. Da trat eine schöne Frau vor sie hin und bat um ein paar Früchte für ein armes Kind. «Wir haben sie nicht zum Verschenken gesammelt, nicht daran zu denken ! Wer Beeren will, soll sie selbst holen», war die Antwort der Schwestern. Wie im Himmelschein erstrahlte nun die Liebe Frau und sprach: «Ihr habt meinen Festtag geschändet, ihr habt meine Bitte nicht erhört, euer Herz ist von Stein. Und als Felsen sollt ihr in alle Ewigkeit hier versteinert stehen». Drei Felsen ragen seither hoch über dem Rheintal zum Himmel, weithin sichtbar, die «Drei Schwestern». DER DELISRUTSCH 19 Es war vor dreihundert Jahren, so wird erzählt, da hat sich in der Alpe Lawena ein grosses Unglück ereignet. Die Alpknechte und der Senn waren gottlose Menschen. Vor dem Alpauftrieb hatten sie den Ausspruch getan: «Dieses Jahr wird nicht in Gottes Namen in die Alpe gefahren, sondern in Teufels Namen». Eine Witwe aber sagte, sie treibe ihre Kuh allein in Gottes Namen auf. Eines Tages trieben die Alpknechte das Vieh vom Lawenastall gegen die Rote Wand. Kaum waren die Kühe recht auf der Weide, als sich eine Felswand löste und mit lautem Getöse zu Tal stürzte. Alles Vieh und die Herden wurden begraben, nur die Kuh, die in Gottes Namen aufgetrieben worden war, blieb am Leben. In einer anderen Fassung der Sage heisst es: Der Hirt in der Alpe soll ein Riese gewesen sein. Das Felsstück deckte ihn mit den Kühen zu; nur die Kuh einer armen Witwe blieb geschützt. Weil der Hirt Deli (Fidel) geheissen habe, spricht man noch heute vom «Delisrotsch». 35
	        

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