Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

fung eines eigenen Werkes für die Oberklasse, das dann zu einer Lese- buchreihe wurde (die drei Bände erschienen nach Bedarf in umgekehr- ter Reihenfolge der Klassenstufe !). Eine eigene Fibel für das Lesen und Schreiben in der ersten Klasse wurde allerdings nicht herausgegeben32). Die sogenannte (3) Fibel jür die zweite Abteilung der ersten Klasse der liechtensteinischen Volksschulen erschien 1920. Es ist dies ein dün- nes Heft von nur 47 Seiten, 'jetzt ziemlich selten geworden. Die billige Ausführung (broschiert, keine Bilder !) deutet auf seinen provisorischen Charakter. Es handelt sich hier um einen Lückenbüsser, weil das bisher verwendete österreichische Buch nicht mehr erhältlich war. Der Text besteht aus 81 kurzen Stücken und einem Anhang aus Sprachübungen. Alles ist völlig anonym und da in bloss einem Stück ein Hauch Lokal- kolorit vorkommt, muss man daraus schliessen, dass der Grossteil aus fremden Lesewerken zusammengestellt wurde. Es ist interessant fest- zustellen, wie sehr der Geist des «Kinderfreund» in den direkt morali- schen Erzählungen fast hundert Jahre später in diesem Werk noch herumspukte, obwohl so etwas der geistigen Verdauung der heutigen Schulkinder nicht mehr zumutbar erscheint. Andere Geschichtchen wiederum sind struwwelpeterartig grausam: Durch unvorsichtiges oder ungezogenes Benehmen erleiden Kinder den Tod auf verschiedene, greuliche Weise ! Für die Mittelklassen (in diesem Fall vom dritten Jahrgang an) er- schien 1916 das (4) Lesebuch füi die liechtensteinischen Volksschulen. 1. Teil, ein würdiger kleiner Bruder zum schon früher erschienenen zwei- ten Teil. Auch dieses enthält vieles, was unser heutiger Geschmack als übermoralisch oder ungeschickt predigtartig empfindet, z. B. Worte wie «Die Schule will uns Kindern wohl; sie ist für uns eine grosse Wohltat» (S. 4). Im allgemeinen aber ist viel Gutes über dieses Werk zu sagen. Die Auswahl der Texte ist sorgfältig und umfassend; die Bearbeitung wurde von einem Dreierkomitee besorgt: Schulkommissär J. B. Büchel, Ober- 3ä) Die Haesters'sche Fibel wurde anscheinend viel länger gebraucht als die Werke desselben Verfassers für die oberen Klassen. 1915 wurde die würt- tembergische Fibel samt «Musteralphabet» eingeführt (in den meisten Schulgedenkbüchern vermerkt) und stand bis in die dreissiger Jahre noch im Gebrauch (bis sie nicht mehr erhältlich war). Mit ihrem klaren Druck und den lustigen Bildern war diese Fibel ein beliebtes Lehrmittel. 222
	        

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