Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

territorialen Entwicklung erkennen und verhelfen zu weiteren und ge- sicherteren Einsichten in das Wechselspiel von Sprache und historischer Raumbildung. Gewiss ist jede Ortsmundart in unseren Gegenden eine kleine Welt für sich. Sie hält Probleme allgemeiner Natur bereit sowie solche, die nur den Ort allein betreffen. Doch keine Ortmundart ist für sich allein, sondern steht in Verbindung mit den Mundarten der Umgebung, die je nach dem Problem, das man ins Auge fasst, in grösserem oder klei- nerem Umkreis wichtig werden können. Daher erlaubt erst die Kennt- nis aller Ortsmundarten eines grösseren Gebietes eine Aussage, was einer Mundart allein zugehört und was sie mit andern verbindet. Eine Ortsmundart kann also ohne Wissen um die Mundarten der Umgebung gar nicht richtig beurteilt werden. Zunächst nahmen sich die Schweizer Romanisten (J. G i 11 i e r o n, K. J a b e r g und J. J u d ) der dialektgeographischen Forschung im romanischen Sprachraum (Frankreich, Schweiz, Italien) weit über die Grenzen ihrer engeren Heimat in entsagungsvoller Arbeit an. Von ihnen lernten die Schweizer Germanisten die methodischen Grund- lagen, die zur weiteren Erforschung der alemannischen Mundarten in der Schweiz massgeblich wurden. Es wäre ungerecht, wollte man die Arbeiten von A. Bachmann, dem Herausgeber der «Beiträge zur Schweizerdeutschen Grammatik» (BSG) — seit 1910 waren zwanzig Beiträge erschienen — und seiner Schüler übersehen. Doch kannte man viele Mundarten der Schweiz trotzdem nur sehr wenig. Hier waren esH. Baumgartner und R. Hotzenköcherle, die vom Jahre 1934 an mit den Vorarbeiten zu einem eigenen Atlas- werk der alemannischen Mundarten in der Schweiz begannen. Von ihren Lehrern K. J a b e r g und J. J u d übernahmen sie vorallem die sog. «direkte Methode», wonach das Material nicht durch Fragebogen, sondern durch eigens geschulte Leute an Ort und Stelle und mit Hilfe eines eigenen Schreibsystems notiert wird. Ein ausführliches Fragebuch wurde ausgearbeitet3), das die Garantie gab, dass wirklich alle wichti- 3) Über die Vorarbeiten, Methodik, Transkriptionssystem und Fragebuch des Sprachatlas der deutschen Schweiz geben die beiden Einführungsbände zu diesem Werk von R. Hotzenköcherle (Bern 1962) ausführlich Bescheid. 181
	        

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