Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

Wie die Triesner zu ihm ins Haus gekomen seien, sei er ganz freund- lich mit ihnen gewesen und habe gesagt, sie müssen auch etwas essen, bevor sie wieder weggehen. Da habe er ihnen Milch und Käse gegeben. In der einen Hand habe er eine grosse Brente Milch und in der anderen einen grossmächtigen Käse aus dem Keller gebracht, auf den Tisch gestellt und gesagt, jetzt sollen sie nur wacker essen. Als sie beim Essen waren, habe er sie schlieslich gefragt, was sie denn eigentlich von ihm wollen. Da hätten die Triesner gesagt, der Pfarrer habe sie heraufgeschickt, er müsse zu ihm hinabkommen, er solle auch freiwillig mit ihnen gehen. Da habe er gesagt: «Ja, das will ich schon», und sei auf der Stelle mit ihnen bergab. Jeder von den Triesnern habe einen Stock gehabt. Da habe der Weid-Mann gesagt: «Ich muss doch auch einen Stock haben», habe eine junge Tanne ausgerissen und mit den blossen Händen die Äste weggeschlagen. Jetzt hätten die Triesner noch viel grössere Augen ge- macht als früher, wie er ihnen die Milch und den Käse gebracht habe. Als sie nach Triesen gekommen seien, seien sie mit ihm zum Pfarrer gegangen. Der Pfarrer habe zu ihm gesagt, jetzt solle er mit ihm in die Messe gehen und nachher solle er zu ihm kommen und mit ihm essen. Und der Pfarrer hat die Messe gelesen und der Weid-Mann ist auch in die Kirche gegangen. Nach der Messe habe der Pfarrer zu ihm gesagt, er sei ein gottloser Mensch, er gehe ja nie in die Kirche, und habe ihn dann gefragt, wie es ihm in der Kirche gefallen habe. Da habe der Weid-Mann zum Pfar- rer gesagt, er, der Pfarrer sei ein gottloser Mann; es habe ihm alles ge- fallen, aber eines nehme ihn wunder, was es mit jenem Büblein gehabt habe, das er an den Zehen in die Höhe gehoben, das stark geblutet und das er beinahe fallen gelassen habe. Da habe der Pfarrer zu ihm gesagt, er habe ein gottloses Maul. Bei sich selber aber habe er gedacht: Aha, der ist näher bei Gott als ich und alle Triesner; der hat ja den Heiland selbst gesehen, wie er am Kreuz geblutet hat. Hernach hätten sie miteinander gegessen. Da habe es Mittag geläutet. Der Pfarrer sei aufgestanden und habe beten wollen. Der Weid-Mann habe aber nicht dergleichen getan, worauf der Pfarrer zu ihm gesagt habe, er müsse auch beten, es läute Mittag. «Nein, nein, jetzt läutet es 120
	        

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