Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

tönte; da konnte er aufstehen und mehr heimkriechen als heimgehen, denn er hatte so geschwollene Füsse, dass er mehrere Tage das Bett hüten musste. DIE SCHWARZE FRAU 149 Vor langer Zeit gingen einmal ein paar Männer und eine Frau in die Alp. Als sie bei den Häusern von Rotenboden waren, sah die Frau, wie aus einem Hause eine schwarzgekleidete Frau zu einem Fenster heraus- schaute, vor sich hinweinte und die Tränen mit einem weissen Tuch abtrocknete. Sie winkte der Bäuerin, als suche sie Hilfe, aber diese fürchtete sich und lief voll Angst den Männern nach, die schon ein Stück voraus waren. Als die Alpgänger wieder zurück waren, sahen sie, dass das Haus, in dem die Erscheinung gewesen war, ganz niedergebrannt war. Die Frau aber sahen sie nicht mehr. DIE FRAU IM SEIDENKLEID 150 Geister darf man nicht anreden, sonst bekommt man einen ge- schwollenen Kopf. Das musste einmal der Schaaner Nachtwächter er- fahren. Er ging in seinem Dienst gegen den Friedhof hinauf, da sah er auf einmal eine weisse Frau neben sich daherkommen, die ein langes Seidenkleid trug und so nah an ihm vorbeischritt, dass ihn das Kleid streifte. «Guten Abend!» grüsste er sie freundlich, bekam aber keine Ant- wort, und als er ihr nachschaute, sah er mit Grausen, wie sie in einem Grabe verschwand. Als der Nachtwächter am Morgen erwachte, hatte er einen roten, dick geschwollenen Kopf. Die Frau soll auch dem Kaplan erschienen sein und am Abend oft an der Türe seines Hauses geklopft haben. Dann verschwand sie wie- der im Friedhof. Der Kaplan half ihr und hat so viele Messen für sie gelesen, bis sie nicht mehr erschien. 108
	        

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