Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

Schon heute müssen wir mit Wehmut daran denken, wie vieles un- wiederbringlich verloren ist, was vor wenigen Generationen noch zu finden gewesen wäre. Selbstverständlich habe ich das Erzählte möglichst sorgsam und ge- treu wiedergegeben und nichts eingeflochten, ausgeschmückt oder im Texte erklärt. So schlicht und klar, wie sie erzählt wurden, mögen unsere Volkssagen wirken. Und möge diese Arbeit zeigen, wie reich unser kleines Land mit seinen zwanzigtausend Einwohnern in elf Dörfern am Volksgute der Sage ist. Ich hoffe, dass sie vielen Lesern Freude bereitet und stille Stunden der Besinnung schenkt. Es gehört zum Wesen der Sage, dass sie wandert, über Zeit und Raum. Manches Motiv finden wir schon in der Antike, und manches ist über weite Teile Europas verbreitet. Wer Sagenbücher, besonders aus der Schweiz oder Vorarlberg, gelesen hat, wird wissen, wie viele unserer Erzählungen auch anderswo vorkommen. Es genügt aber, eine Sammlung aus den bayerischen oder österreichischen Ostalpen mit einer solchen aus dem alemannischen Westalpen zu vergleichen, um zu erkennen, dass die meisten unserer liechtensteinischen Sagen sich in den Kreis des alemannischen Stammesgutes einordnen lassen. Die nächste Verwandtschaft weisen sie naturgemäss mit nachbarlichen Er- zählungen auf, ganz besonders aber mit Graubündner und Vorarlberger Sagen. Schon Vonbun stellte bei seinem Forschen fest: «Die akratischen Lande Vorarlberg, Liechtenstein und Graubünden stehen nicht nur durch ihre Lage, sondern auch durch ihre Geschichte in inniger Be- ziehung». Wir können hinzufügen: In Liechtenstein selbst zeigt das Oberland nähere Verwandtschaft zu Graubünden, das Unterland zu Vorarlberg. Ich danke zum Schlüsse allen Mitarbeitern, alten und jungen, und besonders auch Herrn Landtagspräsident Dr. h. c. Alexander Frick für sachkundige und eingehende Beratung. Es hat mich als Schulmeister immer wieder gefreut, wie begeistert und mit echter Heimatliebe die Jugend am Werk gewesen ist. Ich widme die Arbeit dem Andenken meines Freundes Dr. David Beck, der sie angeregt und mir noch wenige Tage vor seinem Tode gesagt hat: «Deine Sagensammlung möchte ich noch erleben». 16
	        

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